- ANZEIGE -
E-Paper Abo Anmelden
Ressorts
icon-logo

Kolumne

„Wir haben Sie vermisst“

23.01.2024

Über den Jahreswechsel war ich knapp drei Wochen weg. Nicht nur geografisch, auch medial. Also nicht, dass ich mein Mobiltelefon zu Hause gelassen hätte, ganz darauf verzichten wollte ich dann doch nicht. Ausserdem weiss man ja nie, ob die professionelle Kamera alle Strapazen ohne weiteres übersteht. Und zudem ist schliesslich auch die Online-Bibel darauf zu finden. Nun ja, ich habe mir einfach vorgenommen, etwas weniger online zu sein. Die Monatszusammenstellung bescheinigte mir, dass das Experiment zumindest ansatzweise gelungen ist. Während der drei Wochen geschah aber Wundersames. „Wir haben schon lange nichts mehr von Ihnen gehört“, meldete sich ein besorgter Anbieter, den ich hier nicht namentlich nenne. Ob ich seine Produkte wohl vergessen hätte? Und da ich auf einige Freundschaftsanfragen in sozialen Netzwerken noch nicht reagiert hatte, wurde ich daran erinnert, dass XY noch auf meine Antwort wartet. Ausserdem bescheinigte mir eine Plattform regelmässig, in einem Dutzend Suchanfragen gefunden worden zu sein. Sie suggerierte mir einen hohen Beliebtheitsgrad und machte mir Vorschläge, wie ich diesen noch steigern könnte. 

Sie schmunzeln? Wahrscheinlich haben Sie diese Erfahrung selbst zur Genüge gemacht:  „Wenn ich das Handy nicht aktiv nutze, benutzt es mich.“ Eine Studie der deutschen Postbank von letzter Woche macht publik, dass die Deutschen durchschnittlich 71 Stunden pro Woche online sind – also drei Tage und drei Nächte. Die Medizin hat sogar einen eigenen Begriff kreiert. Als „Nomophobie“ bezeichnet sie den Zustand, das Handy nicht aus den Augen lassen zu können. Glaubt man der Studie, findet zumindest unter den Jüngeren ein Umdenken statt. Jeder Dritte unter 40 will die Internetnutzung reduzieren, zugunsten persönlicher Kontakte mit Familie und Freunden. Es bleibt zu hoffen, dass diese Vorsätze von Erfolg gekrönt sind. Natürlich liegt es mir fern, die technischen Errungenschaften unserer Zeit zu verteufeln. Wettervorhersage, Kochbücher, Wegbeschreibungen – all das ist mit dem Handy möglich. Sogar der Austausch von Gebetsanliegen. Entscheidend ist, wie so oft, nicht das Gerät, sondern der Umgang damit. „Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz“, mahnt Jesus in Matthäus 6,21. Das gilt nicht nur für Besitz, sondern auch für Prioritäten. Täglich eine Stunde frische Luft und zwei Kapitel in der Bibel zu lesen, könnte eine echte Alternative für das neue Jahr sein.

Daniel Rehfeld, Chefredaktor

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?

IDEA liefert Ihnen aktuelle Informationen und Meinungen aus der christlichen Welt. Mit einer Spende unterstützen Sie unsere Redakteure und unabhängigen Journalismus. Vielen Dank. 

Jetzt spenden.