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Kolumne

Wahrheit, nichts als die Wahrheit

16.08.2023

Daniel Rehfeld
Daniel Rehfeld

Ein bisschen gestaunt habe ich schon, als wir am fünften Abend unseres Urlaubs im Speisesaal eines altehr­würdigen Hotels sassen und mitbekamen, wie sich ein Gast am Tisch hinter uns mit seinem Rindssteak abmühte und seinen Frust schliesslich dezent, aber nachdrücklich am Kellner abarbeitete. Wie kann man sich in den Ferien über so eine Lappalie ärgern? Ich wollte mir keinesfalls die gute Stimmung verderben lassen, bis ich selbst in den Genuss eines Steaks kam. Ein wahrhaft zäher Ochse mit einem leicht derben Beigeschmack! Irgendwie mochte die Speise, an der ich bisher nichts auszusetzen hatte, nicht ganz zum edlen Ambiente passen. Und als uns der Gast am Nebentisch nach meinem Urteil fragte, konnte ich eine leise Enttäuschung nicht verhehlen. Auch das diplomatische Feedback an die Küche schien nicht besonders geschätzt zu werden, blieb also nur noch die Suche nach der Wahrheit. Statt den Ausblick zu geniessen, vertiefte ich mich nun in eine Internetrecherche und stellte fest, dass der Betrieb an konkurrenzloser Lage tatsächlich noch Luft nach oben hatte. Auf den ausbleibenden Zimmerservice am Folgetag waren wir deshalb innerlich vorbereitet. Ich fühlte mich bestätigt, blendete allerdings aus, dass es trotz der mehrheitlich miesen Bewertungen Gäste gab, die Qualität und Freundlichkeit durchaus anders beurteilten.

Ähnlich verhält es sich mit dem christlichen Glauben. Er steht zwar auf dem Fundament der Bibel, aber beruht zum grossen Teil auf persönlichen Erfahrungen, die entweder positiv oder negativ geprägt sein können. Heikel wird es dann, wenn diese Erfahrungen als allgemeingültige Wahrheit herhalten müssen. Oder wenn der Zeitgeist biblischen Wahrheiten diametral widerspricht. Dabei vergessen wir allzu oft, dass die Bibel schon während der Zeit der Überlieferung meist nicht ins zeitgenössische Denken passte. Andererseits gibt es zweifellos Bibelstellen, an denen sich sogar das theologische Fachpersonal regelrecht die Zähne ausbeisst. Die Aussage von Paulus, dass unser Wissen Stückwerk ist, und die Aufforderung, alles zu prüfen und das Gute zu behalten, kann uns beim Ringen um die Wahrheit zwar helfen, erspart uns den Prozess der persönlichen Auseinandersetzung mit Gottes Wort und mit seinem Bodenpersonal aber nicht. Um meine Erfahrungen richtig einordnen zu können, hilft mir Hebräer 11,1 ungemein: „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nicht­zweifeln an dem, was man nicht sieht.“ 

Daniel Rehfeld, Chefredaktor

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