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Kolumne

Verbindung unterbrochen

22.08.2023

Daniel Rehfeld
Daniel Rehfeld

Vor gut acht Jahren hatte ich die Gelegenheit, im Rahmen eines Betriebsausflugs einen Einblick in die Innenwelt des noch im Bau befindlichen Gotthard-Basistunnels zu erhaschen. Es war eine der letzten Möglichkeiten, als Privatperson in die Sicherheits- und Zugangsstollen zu steigen, bevor der Tunnel bis zur Eröffnung ausschliesslich dem Bau- und Sicherheitspersonal vorbehalten war. Ich erinnere mich an einen eindrück­lichen Moment, als wir mit gelben Sicherheitswesten und roten Helmen ausgerüstet an einer Stollentür standen, während auf dem bereits gelegten Schienenstrang ein Bauzug vorbeibrauste. Stolz erklärte uns der Bauleiter das ausgeklügelte Sicherheitssystem und die technischen Vorzüge des Jahrhundertbauwerks.

Seit vorletzter Woche ist der Tunnel nun geschlossen, und seit letzter Woche wissen wir, dass die Entgleisung eines Güterzuges eine monatelange Sperrung für den Personenverkehr nach sich ziehen wird. „Der Schaden ist viel grösser als angenommen“, erklärte SBB-Chef Vincent Ducrot vor
den Medien. Sechzehn Güterwagen liegen im Innern des Tunnels, die Infrastruktur ist schwer beschädigt, die heissen Temperaturen erschweren Bergung und Aufräumarbeiten. Die Lebensader der Schweiz ist gekappt, die Verbindung zwischen Nord und Süd getrennt. Bereits werden Befürchtungen laut, die Versorgungskette könnte leiden, der Tourismus im Tessin verlieren und auch die Sicherheit des Bahnverkehrs nicht hundertprozentig gewährleistet sein. Es scheint, als würde ein ganzes System an diesem seidenen Fädelchen Gotthard hängen.

Damit Sie mich richtig verstehen: Ich habe äussersten Respekt vor diesem Meisterwerk der Technik und vor denjenigen, die Schweiss und Herzblut in die ausgeklügelte Infrastruktur investiert haben. Aber dieses Ereignis macht einmal mehr bewusst, dass unser Leben vor ungeplanten Ereignissen nicht verschont bleibt und dass auch die beste Infrastruktur keine hundertprozentige Sicherheit für ein sorgenfreies Leben garantiert. Was auch gut ist. Es bewahrt nämlich davor, die eigenen Bäume in den Himmel wachsen zu lassen oder sein Vertrauen auf Fundamente zu setzen, die sich am Ende als löchrig erweisen. „Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg; aber der HERR allein lenkt seinen Schritt“, sagt der weise König Salomo, der unter anderem eines der grössten Bauwerke der Weltgeschichte verantwortete – den Tempel.

Worauf bauen wir? Auf Gott oder Gotthard? 

Daniel Rehfeld, Chefredaktor

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