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Gesellschaft

„Um 9 Uhr fielen Schüsse“

04.07.2023

Die Teilnehmenden an der Jahreskonferenz der Mission am Nil im während des Anlasses aufgebauten „Afrika-Dörfli“. Foto: zvg
Die Teilnehmenden an der Jahreskonferenz der Mission am Nil im während des Anlasses aufgebauten „Afrika-Dörfli“. Foto: zvg

Mettmenstetten (IDEA/id) - „Auf einmal hörten wir Böllerschüsse. Wird etwa irgendwo eine Hochzeit gefeiert?“ Wohl kaum um 9 Uhr morgens, waren sich R., Leiter der von der Mission am Nil unterstützten Poliklinik in Khartum, und seine Frau E. schnell einig. Bald wurde klar: Es herrscht Krieg. Er brach aus heiterem Himmel über die Menschen hinein, niemand war vorbereitet.

Fortan war es lebensgefährlich, sich auf die Strasse zu begeben. Der Strom fiel aus und zeitweise die Wasserversorgung – bei Temperaturen von bis zu 48 Grad. Gesundheitseinrichtungen wurden von den Kämpfen nicht verschont. So ist seit Mitte April auch die einfache Poli­klinik, die sich unter anderem um unterernährte Kinder kümmert, geschlossen.

Der Bürgerkrieg – zwei Generäle kämpfen um die Macht im Land – ist ein herber Rückschlag für den ehemaligen Scharia-Staat Sudan, der erst 2019 eine demokratische Regierung erhielt. Seither geniessen Christen mehr Freiheiten. Doch seit Beginn der jüngsten Kämpfe herrscht im Grossraum Khartum unvorstellbare Not. Medizinische Versorgung gibt es praktisch keine mehr. Wer konnte, hat die Stadt verlassen.

Der sichere Ort

R. und E. wollten bleiben, in der Hoffnung, bald wieder ihre Arbeit zugunsten der Ärmsten aufnehmen zu können. Im Gebet fragten sie Gott nach seinem Willen. „Der sichere Ort ist dort, wo er uns haben will, nicht dort, wo wir sein wollen“, ist R. überzeugt. Tag und Nacht kreischten die Raketen, manchmal bebte das Haus. Nach mehreren Wochen hatten die beiden plötzlich den klaren Eindruck, dass sie Khartum verlassen sollten. Schweren Herzens machten sie sich auf in Richtung Norden. Wenig später verschärfte Ägypten die Einreisevorschriften massiv.

Für die beiden ist schwer zu ertragen, ihren Landsleuten nicht mit medizinischer Hilfe beistehen zu können. Sie möchten so bald wie möglich zurück. Bis es so weit ist, helfen R. und E. mit ihrem Fachwissen im Nil-Spital in Oberägypten mit, einem anderen Projekt der Mission am Nil. Dass sie trotz der schwierigen Umstände ein Visum für die Reise in die Schweiz zur Missionskonferenz erhielten, war ein besonderes Geschenk. Auf einer der Banknoten, mit denen sie auf der Botschaft in Kairo die Gebühren bezahlten, hatte jemand in arabischer Schrift notiert: „Fürchte dich nicht – du bist nicht allein.“

In Äthiopien auf Gott gehört

Die Missionskonferenz in Mettmenstetten stand unter dem Motto „Auf Gott hören“. Aus Äthiopien berichtete Ursula Fischer, wie in den 1980er-Jahren Christen in der malariaverseuchten Gegend am Walga-Fluss Gott um Hilfe anflehten. Nach einer Hungersnot waren die Menschen von der kommunis­tischen Regierung aus anderen Regionen hierher umgesiedelt worden. Eine Delegation der Mission am Nil hatte auf der Durchreise den Eindruck, dass Gott hier etwas tun wollte, und begann auch zu beten. Als Frucht dieser Gebete entstand das Walga-Gesundheitszentrum. Hier haben seither Hunderttausende medizinische Hilfe erhalten – und manche auch ewige Hoffnung gefunden. 

Auch Berichte aus Ländern, in denen das Christsein einen hohen Preis haben kann, waren zu hören. Pastor Isaac F. aus Tansania erzählte von einem muslimischen Ehepaar, das vor wenigen Wochen in seiner Gemeinde zum Glauben gekommen war. Nun hat er von ihnen eine Nachricht mit Bild erhalten. Es zeigt die beiden in ihrer ausgebrannten Wohnung. Während sie einem Lobpreisabend beiwohnten, legten Unbekannte das Feuer. Ausser den Kleidern, die sie am Leib trugen, haben sie alles verloren.

In seiner Predigt beim Festgottesdienst mit gegen 300 Besuchern mahnte Pastor F. eindringlich, wie wichtig es ist, Christen in Not zu unterstützen. Sei es vor Ort als Missionar, mit Gebeten oder mit dem Portemonnaie. „Ich bin sicher: Gott spricht zu euch durch all die Berichte, die ihr gehört habt“, sagte er. „Nun ist es an euch, zu hören, was er euch dadurch sagen möchte – und zu handeln!“

mn-international.org

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