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Kolumne

Sparen – aber nicht bei der Nächstenliebe

11.09.2022

Christoph Gysel
Christoph Gysel

Die Hiobsbotschaften prasseln auf uns ein. Der Strom soll teurer werden. Benzin-, Heizöl- und Gaspreise explodieren. Lebensmittel werden teurer. Eine schmerzhafte Inflation droht. Der brutale Krieg, angezettelt durch einen grössenwahnsinnigen Despoten, wirkt sich auch bei uns spürbar aus. Dazu stürzt er Millionen von Menschen in den Hunger. Mich trifft die Katastrophe nicht so hart wie diejenige in den Kriegs- und Krisengebieten. Flüchtlinge. Millionen in der Dritten Welt. Ich muss meinen Lebensstil etwas anpassen. Etwas Verzicht üben. Hunger leiden werde ich deshalb wohl kaum.

In einer schlaflosen Nacht entstand die Überzeugung: „Ich muss sparen – aber nicht beim sozialen Engagement.“ Die Not anderer darf mir nicht egal sein. Es geht nicht darum, meinen hohen Lebensstandard zu erhalten. Es gilt Verantwortung wahrzunehmen. Nächstenliebe soll kein Schlagwort, sondern Tat sein. Solidarität mit den Ärmsten kein Ideal, sondern ein Lebensstil.

Vor langer Zeit sah ein Mann im Wald einen Fuchs, der alle Beine verloren hatte. Und er wunderte sich, dass das Tier noch lebte. Da erblickte er einen Tiger, der Wild gerissen hatte. Nachdem er sich sattgefressen hatte, überliess er den Rest dem beinlosen Fuchs. Der Mann war erstaunt über die Güte Gottes gegenüber dem Fuchs. Später traf der Mann ein kleines, frierendes Mädchen. Es hatte schon lange nichts mehr zu essen bekommen. Da wurde er zornig und beklagte sich bei Gott: „Wie kannst du das zulassen? Den Fuchs erhältst du am Leben, aber dieses Mädchen lässt du hungern und frieren. Warum tust du nichts dagegen?“ In der Nacht antwortete Gott dem Mann: „Ich habe etwas dagegen unternommen. Ich habe dich geschaffen!“

Christoph Gysel ist Tourismuspfarrer der Evangelisch-reformierten Kirche des Wallis und Präsident von Saas-Fee/Saastal Tourismus.

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