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Frei-/Kirchen

Sozialdiakonie in Krisenzeiten

07.04.2021

Symbolbild: pixabay/Constance Kowalik
Symbolbild: pixabay/Constance Kowalik

Aarau (TDS/IDEA) – Wie reagiert die Sozialdiakonie auf die Corona-Krise? An der Höheren Fachschule Kirche und Soziales TDS Aarau wurde am 30. März eine Unterrichtseinheit zum Thema „Agile Sozialdiakonie – Lernen aus der Krise“ veranstaltet. Dabei wurden Grundsätze für eine „krisentaugliche“ Sozialdiakonie und Gemeindeanimation vorgestellt und erarbeitet. In der Einleitung erwähnte Rektor Christoph Schwarz die Wichtigkeit, in Krisen „agil“ zu handeln: „Welche Grundhaltung sollte eingeübt sein, damit Krisen bewältigt werden können?“ Verschiedene Dozierende des TDS Aarau gaben dazu Impulse.

Methodik und Netzwerk

Astrid Schatzmann vom Konvent des TDS Aarau stellte eine Erhebung zur Diakonie in Kirchgemeinden während dem ersten Lockdown vor. Sie zeigt auf, dass es durchaus möglich war, auf die Krise zu reagieren. „Engagierte Mitarbeitende nahmen die veränderten Bedürfnisse wahr und passten die Angebote an.“ Die Studie zeige jedoch, dass dazu schon in Nicht-Krisenzeiten ein Grundstein gelegt sein müsse: Solides methodisches Rüstzeug, sowie ein Netzwerk sowohl kirchenintern als auch -extern.

Dieses Rüstzeug wurde den Studierenden von Kathrin Hunn, ebenfalls Mitglied des Konvents, mitgegeben: „Das Handeln ‚vom Bauch her leiten lassen wie Obelix‘ ist zu einseitig. Besser ist es, Kopf, Herz und Hand einzubeziehen.“ Das Betroffensein über eine (Krisen-)Situation sei meist ein Auslöser für professionelles Handeln. Aber zuvor gelte es, die Bedürfnisse wahrzunehmen und die Situation einzuorden: „Wie funktionieren die gelernten Methoden im Kontext einer Krise? Wie manifestiert sich Einsamkeit? Wie kann man trauern wenn die Trauerfeier wegfällt?“
Praxisbeispiele zeigten, was möglich ist – oder sein könnte. Ein Jugendarbeiter bleibt zum Beispiel mit seinen Jugendlichen über persönliche Briefe im Gespräch. So nutzt er die Chance für einen persönlicheren Austausch – und erhält guten Rücklauf. Er ermöglicht sich und den Jugendlichen eine bildschirmfreie Beschäftigung. – Auch für abzusagende Familiengottesdienste kann es Alternativen geben. Um Kontakte zu ermöglichen wird ein Postenlauf organisiert, bei dem einzelne Familien andere bei ihrem Wohnort aufsuchen und (mit Abstand) treffen. Oder, um ein letztes Beispiel zu nennen, in Altersmittagessen könnte mit dreimal vier Gästen gestaffelt durchgeführt werden.

Handeln in der Krise wie Nehemia

Zwei weitere Dozierende stellten den „barmherzigen Samariter“ bzw. Nehemia aus der Bibel als Leitfiguren für agiles Handeln in der Krise vor. Yolanda Sieber plädierte für den „Face-Modus“: „Der barmherzige Samariter sieht hin und entscheidet sich, zu tun, was für ihn möglich ist. Es kostete ihn etwas – Barmherzigkeit ist eine bewusste Entscheidung!“ In Krisen sei man versucht, zu erstarren („freeze“), zu flüchten – zum Beispiel in Ablenkungen („flight“), oder in einen kämpferischen Aktivismus zu verfallen („fight“).

Felix Studer hob hervor, wie Nehemia sich von der Not in seiner fernen Heimat berühren liess. Nehemia diente damals in einer sicheren und geachteten Stellung am Königshof. Dazu folgerte Studer für die heutige Situation: „Ihr könnt nicht die Welt retten. Aber fragt euch bei einer Not: Wo kann ich einen Teil der Verantwortung, die Gott mir zumutet, übernehmen? Gott gibt euch Phantasie und Liebe dazu. Wie Gott Nehemia und seine Leute beim Mauerbau beschützte, so lässt er dich die Last nicht allein tragen.“

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