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Kolumne

Plötzlich und unerwartet

20.06.2023

Daniel Rehfeld
Daniel Rehfeld

Gino Mäder ist tot. Auf dem fünften Teilstück der Tour de Suisse während der Abfahrt vom Albulapass stürzte der ambitionierte Radprofi schwer. Einen Tag später starb er an den Folgen seiner Verletzungen. Der 26-jährige Fahrer galt als eines der grössten Schweizer Nachwuchstalente für Mehretappenrennen. Zwei Tage vor seinem verhängnisvollen Sturz titelte die NZZ: „Die nächsten Jahre sollen seine besten werden.“ Es wurde spekuliert, ob das Talent künftig in eine Schweizer Equipe oder in ein Topteam wechselt. Diese Fragen erübrigen sich leider, der sympathische Sportler wurde jäh aus dem Leben gerissen. „Mäder bewies, dass Sportler keine Egoisten sein müssen“, so die Bilanz seiner Radsportkollegen. Er wird fehlen!

Ganz anders die Gemütslage am selben Tag ein paar Kilometer weiter. Das Bergdorf Brienz, ebenfalls im Albulagebiet, kann aufatmen. Der seit Wochen befürchtete Bergsturz ist niedergegangen, die Insel abgebrochen und der Schuttstrom ins Tal gedonnert. Die eindrückliche Gerölllawine stoppt nur wenige Meter vom Dorf entfernt, der Schutt türmt sich bis zu zwölf Meter hoch. Ein Bergdorf atmet auf. Der Gemeindepräsident spricht von einem der besten Tage seit der Evakuierung. Das Dorf mit dem schiefen Kirchturm bleibt unversehrt.

Auch wenn es sich anbieten würde, möchte ich diese beiden Ereignisse weder philosophisch ausschlachten noch gegeneinander ausspielen. Eine Sache finde ich aber bemerkenswert. Beide Ereignisse wurden zwar medial auf Schritt und Tritt verfolgt, vom entscheidenden Moment existieren jedoch keine Bilder. Weder konnten die Live-Kameras des „Blick“ den Geröllniedergang festhalten, der sich nachts ereignete, noch wurde der tragische Unfall von Mäder von einer der vielen Live-Kameras während des Rennens eingefangen. Trotz minutiöser Planung wurde der entscheidende Moment verpasst. Eine Tatsache, die die Unberechenbarkeit des Lebens einmal mehr deutlich vor Augen führt. Und nebenbei natürlich auch die Frage aufwirft, weshalb die einen verschont werden und die anderen nicht. Die Theodizee-Frage nach der Souveränität und Unbegreiflichkeit Gottes, sie lässt sich nicht erklären. Hingegen rufen die Ereignisse eine andere Lebensweisheit in mir wach: „Bereit sein ist alles.“

Daniel Rehfeld, Chefredaktor

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