Pakistan: Christ seit vier Jahren ohne Verfahren in Haft

Lahore (IDEA) – Kritik an der pakistanischen Justiz übt die in dem Land tätige Menschenrechtsanwältin Aneeqa Anthony (Lahore). Sie vertritt den 21-jährigen Christen Patras Masih (Shahdara), dem von einem islamischen Geistlichen vorgeworfen wird, das religiöse Empfinden von Muslimen verletzt zu haben.

Er soll als 17-Jähriger angeblich ein Bild auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht haben, das Muslime beleidige. Das bestreitet die Anwältin. Seit 2018 sitzt der junge Mann in Untersuchungshaft. Die Blasphemiegesetze des Landes sehen für die Beleidigung des Propheten Mohammed die Todesstrafe und für die Verunglimpfung des Korans lebenslange Haftstrafen vor.

Anschuldigungen basieren auf Lügen

Die zuständigen Richter hätten ihn bis heute nicht angehört, so Anthony. Dass er weiter inhaftiert sei, verstoße gegen die pakistanische Gesetzgebung. Denn wenn nach zwei Jahren ein Gerichtsverfahren nicht abgeschlossen sei, habe der Beschuldigte das Recht, auf Kaution freigelassen zu werden.

Inzwischen habe sie sechs entsprechende Anträge beim Obersten Provinzgericht von Lahore gestellt, die alle abgelehnt worden seien. Dennoch wolle sie nun einen siebten Antrag stellen, teilte sie der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA mit. Sämtliche Anschuldigungen gegen Masih basierten auf Lügen und seien haltlos.

Wie die Anwältin IDEA mitteilte, ist die Justiz in Pakistan offenbar besorgt wegen des Anklägers im Fall Masih. Dieser sei Anhänger der militanten radikal-islamischen Partei Tehrik-e-Sunat (TLP). Die Partei stecke hinter zahlreichen Blasphemievorwürfen gegen religiöse Minderheiten. In den vergangenen vier Jahren seien auch die Familie des Christen sowie seine Anwälte immer wieder bedroht und diskriminiert worden.

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM/Frankfurt am Main) und IDEA hatten Patras Masih bereits 2018 als „Gefangenen des Monats April“ benannt und zu seiner Unterstützung aufgerufen. Von den über 222 Millionen Einwohnern Pakistans sind etwa 95 Prozent Muslime, zwei Prozent Christen und zwei Prozent Hindus.