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Nicht pauschal von „antimuslimischem Rassismus“ reden

09.06.2022

Die Bonner Islamwissenschaftlerin Prof. Christine Schirrmacher. Foto: FTH Giessen
Die Bonner Islamwissenschaftlerin Prof. Christine Schirrmacher. Foto: FTH Giessen

Berlin (IDEA) – Gegen die pauschale Rede von einem „antimuslimischen Rassismus“ hat sich die Bonner Islamwissenschaftlerin Prof. Christine Schirrmacher gewandt. Sie äußert sich in einem Beitrag der aktuellen Ausgabe der „Zeitschrift für Religion und Weltanschauung“. Deren Herausgeber ist die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) in Berlin.

Schirrmacher zufolge kommt vor allem aus den Gesellschaftswissenschaften und islamischen Organisationen der Vorwurf, dass der „antimuslimische Rassismus“ westlichen Gesellschaften innewohne. Nach Ansicht der Autorin muss zwischen legitimer Kritik an Inhalten des Islam und Rassismus unterschieden werden. Dies lehnten aber Vertreter der Theorie des „antismuslimischen Rassismus“ ab.

So sei für die Sozialpädagogin Prof. Iman Attia (Berlin) auch eine aufklärerisch-menschenrechtliche Islamkritik Ausdruck eines solchen Rassismus. Schirrmacher fragt: „Warum sollte es Ausdruck von Kulturrassismus sein, wenn von Muslimen oder Nichtmuslimen theologische Inhalte des Islam oder deren Umsetzung im praktischen Lebensvollzug kritisch erörtert werden? Müsste dann die akademische Disziplin der Islamwissenschaft ausschließlich Muslimen vorbehalten bleiben, die Sinologie Chinesen oder die Erforschung des Judentums Juden?“

Es existiert ein „rechter muslimfeindlicher Rand“

Wie Schirrmacher weiter schreibt, hat sich die gesellschaftliche Diskussion um das Thema Islam verschärft. Kritik an Phänomenen wie Zwangsehen oder am politischen Islam sei heute häufiger hörbar als in der Vergangenheit. „Es gibt in der deutschen Mehrheitsbevölkerung in Bezug auf Muslime oder muslimische Zuwanderer Vorurteile, Unkenntnis, Unsicherheit, Ängste, Ablehnung, Verbohrtheit oder sogar Bosheit – ebenso wie bei Zuwanderern.“ Es existiere auch ein „rechter muslimfeindlicher Rand“, der teilweise Schnittmengen und Verbindungen zum Bereich des Rechtsextremismus besitze. Meinungsfreiheit und Kritik dürften kein Freibrief für Hetze sein, für Paternalismus, Verachtung und die Inhaftnahme von Muslimen für die Taten anderer.

„Das Bild ist nicht schwarz-weiß“

Gleichzeitig existierten aber auch Offenheit, Sympathie, Freundschaften, Hilfsbereitschaft, Förderung und Entgegenkommen gegenüber Zuwanderern und ihren Nachfahren, Neubürgern und Geflüchteten. „Das Bild ist nicht schwarz-weiß.“

Fazit der Autorin: „Pauschale Rassismusvorwürfe zu erheben, anstatt konstruktive Vorschläge zur Zusammenführung der Gesellschaft zu machen, spaltet ebenso wie die Abwertung und Diskriminierung von Muslimen.“ Letztlich sei das persönliche Kennenlernen ein bewährtes Heilmittel gegen Vorurteile und Engstirnigkeit: „Wer unter seinen Bekannten und Freunden Muslime hat, wird weniger zu muslimfeindlichen Handlungen neigen.“

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