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Kolumne

Klein, aber bedeutend

31.10.2023

Christen müssen sich momentan warm anziehen. Das liegt weniger am garstigen Herbstwetter als am gesellschaftlichen Gegenwind, der durch gewisse Ereignisse der letzten Wochen zusätzlich Fahrt aufgenommen hat. Klar, in etlichen Fällen ist Kritik und Skepsis durchaus verständlich, die Verfehlungen gewisser Protagonisten sind tatsächlich schwer zu ertragen. Vor allem, wenn man als Institution hohe Ansprüche an Moral und Selbstbeherrschung geltend macht. Andererseits löst die neueste Entwicklung auch ein gewisses Befremden aus. Das Drehbuch der letzten Wochen gleicht einem schlechten Film. Kaum sind die Verfehlungen, deren Aufklärung  übrigens von den entsprechenden Institutionen grossenteils selbst in Auftrag gegeben wurde, bekannt geworden, dreht sich die mediale Spirale. Nach Verdächtigungen und Schuldzuweisungen geht es ans Eingemachte. Kirche und Glaube werden hinterfragt. Es wird an den Grundfesten gerüttelt. Zehn Tage nach der Missbrauchsstudie liefert die Konsumentensendung „Espresso“ (SRF) Hintergründe, wie man aus der Kirche austreten kann, eine Woche später meldet die Tagesschau dann, dass die Austritte massiv gestiegen seien. Wen wunderts? Diverse Medien überbieten sich mit Austrittszahlen bis 40 Prozent in städtischen Gebieten, in unserer Lokalzeitung hat sich letzte Woche eine Pfarrei per Inserat für den schlechten Ruf ihrer Mutterkirche entschuldigt und bietet den Dialog an. Und eine noch unveröffentlichte Studie der Uni Zürich soll demnächst präsentieren, wie viel Geld die Kirchen dem Kanton noch wert sein dürfen.

Ob dieser Demontage der Kirche könnte man nun in kollektive Depression verfallen. Das muss aber nicht sein. Denn der Erfolg der Kirche, wenn man ihn so bezeichnen kann, lässt sich nicht in Franken und Rappen messen, sondern er manifestiert sich in gelebtem Glauben. Vor einem Jahr hinterfragte der Tagi die Finanzspritze des Kantons Zürich von 50 000 Franken für den christlich-gemeinnützigen Verein Heartwings, der Frauen aus der Prostitution befreien will. Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht und zeigen anhand einer praktischen Geschichte, wie das eingesetzte Geld und die liebevolle Begleitung dazu gedient haben, dass eine Frau dem Milieu den Rücken gekehrt und einen Neuanfang gewagt hat. „Der Staat kann nicht lieben!“, sagte die frühere Zürcher Sozialvorsteherin Monika Stocker einst. Aber der Staat kann dazu beitragen, dass Menschen geliebt und gefördert werden. Und was eignet sich da besser als gelebte Nächstenliebe?

Daniel Rehfeld, Chefredaktor

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