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Kolumne

Jahrestage

21.02.2023

Daniel Rehfeld
Daniel Rehfeld

Ich erinnere mich lebhaft an den 24. Februar vor einem Jahr. Mein Vorgänger und ich waren gerade auf der Rückreise aus Deutschland, als bekannt wurde, dass die Russen auf ukrainischen Boden vorgedrungen waren. Ein beklemmender Moment, denn bis zuletzt hoffte jeder, dass Putins Rhetorik reine Drohgebärden seien und ein Krieg auf europäischem Boden vermieden werden könne. Im Zugabteil neben uns lamentierten zwei Geschäftsleute lauthals über Zoom, wie sie ihre Partner aus der Ukraine rausschleusen könnten, und schmiedeten Pläne, wie der Geschäftsgang angesichts der aktuellen Entwicklung möglichst keinen Schaden nehmen würde. Ich hatte derweil andere Sorgen. Einerseits ging es darum, meine erste IDEA-Ausgabe zu verantworten, schliesslich war heute auch der letzte Arbeitstag meines Vorgängers. Andererseits erforderte die Aktualität eine flexible Planung. Niemand könnte verstehen, wenn wir nur über die anbrechende Fastenzeit berichten, den Krieg aber ausklammern würden. Und ganz menschlich hoffte ich natürlich auch, ohne Zwischenfall wieder in die Schweiz zurückzukehren. Seither ist viel passiert. Nationen rüsteten auf, der Ton verschärfte sich, neue Bündnisse entstanden, der Energiemangel wurde zum Thema und … Tausende Ukrainerinnen und Ukrainer flohen in die Schweiz. Eines ist klar, die Welt ist inzwischen eine andere geworden.

Einen ganz anderen Jahrestag kann Ädu Jaggi diese Woche begehen. Er blickt auf ein halbes Jahrhundert seines Lebens zurück und auf ein Vierteljahrhundert in der Jugendarbeit. In diesen 25 Jahren hat sich ebenfalls viel verändert. Jungscharnachmittage werden heute individueller gestaltet, Sitzungen zu Events geformt, die Verbindlichkeit nimmt ab, die Kurzfristigkeit zu. Geblieben ist hingegen die DNA der Jungschar und das Bedürfnis der Jungen. Jungschi steht seit jeher für Glaube und Gemeinschaft, die Programme sind christus- und erlebnisorientiert. Die Jugendlichen ihrerseits suchen Identität, Freundschaft und Akzeptanz. Gerade die Pandemie hat nochmals offenbart, wie wichtig trag­fähige Beziehungen und gemeinsame Erfahrungen sind. Und dass Jugendjahre das Leben prägen.

In einer Welt der Veränderung bieten Jahrestage die Gelegenheit, innezuhalten, auf die Vergangenheit zu blicken und die Zukunft in Angriff zu nehmen. Wie tröstlich, dass wir dabei nicht allein sind. Der deutsche Schriftsteller und Pfarrer Ernst Modersohn formulierte es so: „Gott kennt dein Gestern, gib ihm dein Heute, er sorgt für dein Morgen!“ 

Daniel Rehfeld, Chefredaktor

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