Invest in Rest

Über das Pfingstwochenende bin ich von Basel einmal durch Deutschland bis nach Dänemark gefahren. Ich wollte dort in einem Haus am Meer mit zehn Frauen, die mir bis dahin weitestgehend unbekannt waren, ein verlängertes Wochenende verbringen. Es sollte eine willkommene Abwechslung zu meinem vollen Alltag sein – und wurde so viel mehr als das. Denn ich wusste gar nicht, wie sehr ich dieses Wochenende brauchte, um zur Ruhe zu kommen. Wie gross die Sehnsucht nach tiefer Gemeinschaft, bedingungsloser Annahme, Kitchen-Dancepartys und Late-Night-Whirlpool-Gesprächen war. Nach Menschen, die sich voreinander verletzlich zeigen – ihren Schmerz teilen, ihre Fragen an die Zukunft, ihre Freude über Überwundenes und das Staunen über das, was Gott im Leben jeder Einzelnen tut. Es ging nicht um beeindruckende Job-Titel, um die Anzahl der Social-Media-Follower oder berufliche Erfolge. Sondern um die Geschichte, die Gott mit uns schreibt. Wir haben die tiefen Themen nicht ausgespart und uns gleichzeitig erlaubt, herzlich über die alltäglichen Herrlichkeiten des Lebens zu lachen. Durch jede Lebensgeschichte, die wir uns erzählt haben, wurde mir neu bewusst, dass es immer ein „trotzdem“ in jedem Leben gibt, das zum Träumen, Hoffen, Kämpfen einlädt. Gottes Geist war gegenwärtig und spürbar. Er ist jeder von uns so begegnet, wie sie es gebraucht hat. Das waren echte Selah-Momente, die meiner Seele einen tiefen Seufzer entlockt haben.

Als Frauen und Männer in Verantwortung sehen wir oft keine Notwendigkeit darin, unsere Zeit damit zu verbringen, aktiv zur Ruhe zu kommen. Wir könnten währenddessen so viel schaffen! Wir hetzen durchs Leben, getrieben von verbesserungswürdigen Verkaufszahlen, Sorgen um die Zukunft der Firma oder von der Angst, eine wichtige Entwicklung zu verpassen. Und vergessen dabei, dass Vor-Gott-zur-Ruhe-Kommen ein wichtiger Invest ist. Nämlich in uns als Leiterinnen und Leiter.

Elisabeth Schoft ist Autorin, Systemische Beraterin in Ausbildung und leitet die Marketing- und Pressearbeit bei Fontis.