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Kolumne

Generationenwechsel

18.09.2023

Aus dem Alten Testament stammt also diese Aufforderung: die Väter und Mütter zu respektieren und ihr Lebenswerk zu würdigen. Dieses Lebenswerk wird oft zum Gegenstand unschöner und ermüdender Konflikte, wenn der Moment verpasst wurde, dieses Lebenswerk in jüngere Hände zu über­geben, der nächsten Generation anzuvertrauen, die richtigen Personen nachzuziehen, zu befähigen und schliesslich in die Führung einzusetzen.

Ob in handwerklichen Betrieben, Dienstleistungs­organisationen oder Sozialen Einrichtungen: Oft sind es die starken und charismatischen Gründergestalten, die genau diesen Moment verpassen, ihn verdrängen oder mindestens zu spät angehen. Dies schadet nicht nur dem Betrieb, es geht Schwung verloren, das Image leidet, und, ganz fatal, das Vertrauen der Kunden. Und es ist längst nicht mehr so, dass die Übergabe eines Betriebs automatisch in der Familie geschieht – wobei auch das oft nicht ohne Konflikte vor sich geht, wie ich es in einer – an sich erfolgreichen – Schreinerei beobachtete. Während der Gründer und Vater noch „analog“ unterwegs ist, Balken und Wände auf der Baustelle von Hand zuschneidet, fördert und fordert der junge Nachfolger – dessen Kompetenzen längst geklärt werden müssten – die Einführung digitaler Technologien. Diese würden es ermöglichen, einzelne Komponenten im Werk zu produzieren und auf der Baustelle schnell und einfach zusammenzubauen. Die Diskussionen werden seit Monaten heftig geführt, und die ersten Kunden wenden sich ab.

Nachwuchs aufzubauen und einzuführen ist eine herausfordernde, aber auch eine inspirierende Aufgabe. Führen heisst vorausschauen. Führen heisst Talente suchen, fördern, aufbauen. Und schliesslich heisst führen, loslassen. Auch das zeichnet ein graues Haupt aus.

Christoph Zingg ist Pfarrer, Geschäftsführer der Stiftung „Tür auf – Mo Vinanvon“ und Projektleiter der Mbara Ozioma Foundation.

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