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Kolumne

Gebet und Geschichtsstunde

12.09.2023

Wir stehen mitten in einer bewegten Woche. Am 12. September ist es genau 175 Jahre her, seit die Schweizerische Bundesverfassung in Kraft getreten ist und der Bundesstaat, wie wir ihn heute kennen, gegründet wurde. Das ist einerseits ein Rekord, andererseits ein Wunder. Ein Rekord, weil es in Europa keine andere Republik gibt, die es geschafft hat, so lange an dieser Staatsform festzuhalten. Ein Wunder, weil es gelungen ist, Menschen mit verschiedenen Konfessionen, gesellschaftlichen Hintergründen und Ethnien zu vereinen. Und sich gegen die Machtgelüste des Auslands zu behaupten. Die Ausgangslage für diese Entwicklung war, wie die Geschichtsbücher zeigen, alles andere als rosig. Nach dem Zusammenbruch von Napoleons Reich lauerte Gefahr von aussen, weil die Eidgenossenschaft unter den Nachbarn aufgeteilt oder zu einem eigenen Königreich gemacht werden sollte. Und im Innern brodelte es zwischen Liberalen und Konservativen sowie zwischen Katholiken und Reformierten. Die Auseinandersetzung gipfelte im Sonderbundskrieg 1847, notabene dem letzten militärischen Konflikt auf Schweizer Boden. Der unerwartete Völkerfrühling in Europa vom März 1848 verhalf den Bestrebungen um eine Verfassung zum Durchbruch, die schliesslich aus einem lockeren Staatenbund von 25 souveränen Kantonen einen Bundesstaat mit zentraler Regierung machte. So weit in Kürze. 

Ebenfalls in dieser Woche begehen wir den Eidgenössischen Dank-, Buss und Bettag. 1832 von der Tag­satzung eingeführt, ist dieser Tag eng verknüpft mit der Gründung des modernen Bundesstaates. Nach den tragischen religiösen Auseinandersetzungen der Vergangenheit sollte dieser gemeinsame Tag des Gebets im Respekt vor politisch und konfessionell Andersdenkenden gefördert werden. Man könnte etwas verkürzt sagen: Gebet verbindet. Nach wie vor geniesst der Bettag besondere Beachtung. Obwohl die Regeln in den vergangenen zwei Jahrzehnten gelockert wurden, sind Schiessübungen und öffentliche Versammlungen nichtreligiöser Art verboten. Der Bettag bietet die Chance, unser Visier zu justieren. Für 175 Jahre des Friedens zu danken, um Vergebung unserer Sünden und Versäumnisse zu bitten und für unsere Obrigkeit zu beten, dass sie ihren Auftrag im Namen Gottes des Allmächtigen und in der Verantwortung der Schöpfung wahrnehmen kann. So, wie es die Bundesverfassung vorsieht.

Daniel Rehfeld, Chefredaktor

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