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Porträt

Ernst Frischknecht gestorben – Biopionier, Politiker und Christ

20.04.2021

Ernst Frischknecht. Bild: Sasi Subramaniam für elfundzehn, 2019
Ernst Frischknecht. Bild: Sasi Subramaniam für elfundzehn, 2019

Tann (cl) - Als Ernst und Dorli 1972 auf Bio umstiegen, wurde ihnen noch geraten, das nicht an die grosse Glocke zu hängen. Man wurde damals noch im besten Fall nicht wahrgenommen, da und dort ausgelacht und wenn es hart kam verachtet. Als Ernst Frischknecht 80 wurde, konnte er auf einen Weg und ein Werk zurückblicken, mit dem er selber nie gerechnet hatte. „Moll, ich bin hoffnungsvoll“, sagt er in seiner Biografie zum Schluss: „Wenn ich sehe, wie unsere Söhne, Schwiegertöchter und Enkelkinder im Leben stehen: nicht überheblich, aber selbstbewusst und verantwortungsbewusst. Mit einem Ja zum Leben … öppis Wunderbars. Ich mache mir keine Sorgen.“ Ernst Frischknecht konnte seinen Lebensweg gelassen und zuversichtlich beenden. Nach schwerer, aber kurzer Tumorkrankheit, wurde er am Mittwochabend, 14. April erlöst.

Kämpferisch und erfolgreich

Ernst Frischknecht wurde 1987 mit der ersten „grünen Welle“ für die SVP in den Zürcher Kantonsrat gewählt. Obwohl man ihm beschied, sich im ersten Jahr zurückzuhalten, dauerte es nicht lange, bis er zum ersten Mal Aufsehen erregte und den eigenen Weg ging: ein halbes Jahr nach der Wahl ging es im Kantonsrat um die staatliche Förderung des Biolandbau. Es kam für den Biobauer aus Tann schlicht nicht in Frage, sich wegzuducken. Im Kantonsrat flogen die Späne, zum ersten, aber natürlich nicht zum letzten Mal. 1991 trat Ernst Frischknecht nach 33 Jahren Mitgliedschaft aus der SVP aus. Er hatte hart mich sich gerungen. Es ging nicht mehr anders. Zuerst noch fraktionslos, trat er später der EVP bei und stellte sich 1995 sogar als Regierungsratskandidat zur Verfügung. Mit einem typischen Satz: „Zukunft hat, wer sie packt“.

1993 war Ernst Frischknecht der zweite Präsident der später neu benannten Bio Suisse, und zwar genau dann, als die „Knospe“-Betriebe und Coop „Naturaplan“ sich zusammentaten. Aus dieser Hochzeit wurde eine grosse Erfolgsgeschichte. Frischknecht war der Präsident der Boomjahre. Und wie immer schenkte Frischknecht sich und seinen Weggefährten nichts, bis er schliesslich 2001 zurücktrat.

Ernst Frischknecht hatte sich in vielen politischen Projekten und Initiativen exponiert: Bei der Kleinbauern-Initiative und der Stadt/Land-Initiative, bei der Übergabe des Gutes Rheinau vom Kanton Zürich an die Stiftung Fintan oder im Stiftungsrat der Stiftung für Biologischen Landbau FiBL. Er hat an Landwirtschaftlichen Schulen unterrichtet und ist für Bodenprojekte nach Russland, Rumänien, Tansania und Ägypten gereist. Und er schrieb unzählige Artikel in Zeitungen und Zeitschriften, sowie Briefe an Bundesräte und Bundesrätinnen, in denen er immer wieder mit der Besteuerung von Stickstoff kam, die er für einen Ausweg hielt, um die Qualität der Böden zu wahren oder gar zu retten.

In der Familie und im christlichen Glauben verwurzelt

Seit 1964 war Dorli Frischknecht an seiner Seite. Kein Betrieb, keine Politik, kein Engagement und kein solcher Weg wäre ihm möglich gewesen ohne sie. Das betonte er immer wieder. Bei allem Engagement, war ihm der Sonntag heilig. Frischknecht war sehr neugierig und belesen, spielte Geige, Cello und Hackbrett, musizierte gerne zusammen mit Dorli und sang in den letzten Jahren im Sängerbund mit. Eine grosse Liebe galt den Pferden, seit frühester Jugend. Er ritt, bis es aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ging.

Ernst Frischknecht war selber eines von fünf Kindern und hatte zusammen mit seiner Dorli Frischknecht fünf Söhne, die alle verheiratet sind, selber Kinder und sogar Enkel haben. Den „Lindenhof“ führen seit vielen Jahren der älteste Sohn Andreas und Regula Frischknecht-Bodmer. Bis zur letzten Stunde, auch unter Schmerzen, stand er mit Gottvertrauen im Leben. Die Familie schreibt: „Dieses Vertrauen auf Jesus Christus war das Fundament, die Motivation, Kraft und auch das Ziel seines Lebens. Dorthin ist er uns nun vorangegangen.“ Ernst Frischknecht wurde am Dienstag, 20. April im Kreise seiner grossen Familie auf dem Friedhof Dürnten beigesetzt und verabschiedet.

(Autorin: Christine Loriol)

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