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Kolumne

Erhitzte Gemüter

24.07.2023

Daniel Rehfeld
Daniel Rehfeld

Europa schwitzt. Und damit meine ich nun für einmal nicht die Klima­frage, sondern buchstäblich die Sommerhitze der letzten Wochen. Die sonnigen Tage haben durchaus auch Schattenseiten. Die Hitze scheint einigen Mitmenschen nicht nur gut zu bekommen. Anders lässt sich das Verhalten zweier Teenager nicht erklären, die an der Mauer des berühmten Amphitheaters in Rom ihre Kritzeleien angebracht haben. Oder die mutmassliche Gruppenvergewaltigung auf der berühmt-berüchtigten Ferieninsel Mallorca durch fünf Jugendliche aus dem Ruhrgebiet. Ganz zu schweigen von der Situation in gewissen Freibädern Deutschlands, wo sich Familien mit Kindern gar nicht mehr hintrauen, weil sie sich vor pöbelnden Gruppen fürchten.

Und hierzulande? Auch da liegt Zunder in der Luft. Im Oberwallis brennen Hunderte von Hektaren Schutzwald und es wird darüber gestritten, ob die Ressourcen der ansässigen Rettungsorganisation mit ihren Helikoptern ausreichen oder ob die Armee mithelfen soll. Und pünktlich zum Nationalfeiertag gehen die Wogen hoch über eine Volksinitiative, die das Abbrennen von privatem Feuerwerk künftig verbieten will. Schon beinahe schmunzelnd habe ich dann noch zur Kenntnis genommen, wie sich zwei Politiker um Namen und Design ihres Podcast-Formats zoffen. Ja, wer hat’s erfunden?

Warum aber in die Ferne schweifen? Letzte Woche bin ich selbst „Opfer“ der Hitze geworden. Ein wütender Autofahrer hupte mich an und zeigte mir den Stinkefinger, als ich in die Hauptstrasse einbog. Klar, ich hatte ihm die Vorfahrt geklaut, aber auch nur deshalb, weil er den Blinker offensichtlich nicht zurückgenommen hatte. Mein Blut geriet kurzzeitig in Wallung und so feuerte ich ein paar Sätze ab, die mir inzwischen leidtun. Leider durchs offene Fenster, wie ich zu spät bemerkte. Der Autofahrer hielt danach brav Abstand, aber meine Gefühlslage war für einen Moment auf dem Nullpunkt.

Ein Blick auf den Wochenspruch in meiner Agenda liess mich innerlich wieder abkühlen. „Nur bei Gott wird meine Seele still, von ihm kommt meine Hilfe“ (Ps 62,2). Welch eine Zusage – nicht nur für heisse Tage oder brenzlige Situationen. Ganz besonders auch für den bevorstehenden Urlaub. Die beste Möglichkeit, kühlen Kopf zu bewahren, ist nebst dem Schwumm im Meer oder einem Himbeereis sicher, Zeit mit Gott zu verbringen. Das lässt die Seele zur Ruhe kommen. Denn auch bei Ferien gilt: Qualität kommt vor Quantität. 

Daniel Rehfeld, Chefredaktor

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