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EKD-Ratsvorsitzende Kurschus tritt zurück

21.11.2023

Die EKD-Ratsvorsitzende, Präses Annette Kurschus, in ihrer Stellungnahme. Screenshot: EKD
Die EKD-Ratsvorsitzende, Präses Annette Kurschus, in ihrer Stellungnahme. Screenshot: EKD

Bielefeld/Hannover (IDEA) – Die EKD-Ratsvorsitzende, Präses Annette Kurschus (Bielefeld), tritt mit sofortiger Wirkung zurück. Das gab sie in einer persönlichen Erklärung in Bielefeld bekannt. Auch ihr Amt als Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen legt die 60-Jährige nieder. Die stellvertretende Ratsvorsitzende Bischöfin Kirsten Fehrs übernimmt ab sofort kommissarisch das Amt des EKD-Ratsvorsitzes.

Kurschus war vorgeworfen worden, von Missbrauchsvorfürfen gegen einen Mitarbeiter der westfälischen Landeskirche gewusst zu haben. Die „Siegener Zeitung“ hatte kürzlich darüber berichtet, dass ein Mitarbeiter im Evangelischen Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein über Jahrzehnte hinweg männliche Jugendliche sexuell missbraucht haben soll.

Der Zeitung zufolge haben ehemalige Gemeindemitglieder „glaubhaft“ versichert, dass sie die heutige EKD-Ratsvorsitzende schon Ende der 1990er Jahre „über konkrete Missbrauchsvorwürfe gegen einen exponierten Angestellten der Kirche unterrichtet“ hätten – und zwar „in einem persönlichen Gespräch im Garten“. Kurschus war von 1993 bis 2005 als Gemeindepfarrerin in Siegen tätig und von 2005 bis 2012 Superintendentin des Kirchenkreises.

Fehrs ist Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Nordkirche. Am 10. November 2021 wurde sie zur stellvertretenden Ratsvorsitzenden der EKD gewählt. Dem Rat gehört sie seit 2015 an.

Kurschus sagte, sie sei zu diesem Schritt gezwungen, um Schaden von der Kirche abzuwenden. Sie habe zu keinem Zeitpunkt versucht, irgendetwas zu vertuschen. Durch die Zweifel an ihrer Glaubwürdigkeit habe aber das öffentliche Vertrauen in ihre Person Schaden genommen. Deswegen könne sie ihre Ämter nicht mehr ausüben, die „mit einem hohen Maß an öffentlicher Wirksamkeit verbunden“ seien.

Ferner äußerte sie, in der Sache „bin ich mit mir im Reinen. Ich habe zu jeder Zeit nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt.“ Zu dem mutmaßlichen Missbrauchsfall sagte Kurschus, sie sei lange Zeit mit dem Beschuldigten und dessen Familie befreundet gewesen. Ein direktes Dienstverhältnis zwischen ihr und dem Mann habe es aber zu keinem Zeitpunkt gegeben.

Sie habe zwar über die Homosexualität und die eheliche Untreue des Mannes Bescheid gewusst, nicht aber über die Missbrauchsvorwürfe. „Ich wünschte, ich wäre vor 25 Jahren bereits so aufmerksam, so geschult und so sensibel für Verhaltensmuster gewesen, die mich heute alarmieren würden“, so Kurschus. Durch ihre Zurückhaltung habe sie die Rechte der Betroffenen schützen wollen.

IDEA dokumentiert Kurschus‘ persönliche Erklärung in Bielefeld im Wortlaut.

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