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Interview

Eine Frage des Fundamentes

25.04.2023

Michael Mütschard. Fotos: zvg
Michael Mütschard. Fotos: zvg

(IDEA) - Der Zürcher Lokführer Michael Mütschard (38) veröffentlichte letzte Woche sein Debütwerk. Im Roman „Das Haus auf Sand“ geht es um Sinnsuche, Scheitern und Umkehr.

IDEA: Sie beschäftigen sich in Ihrem Erstling mit dem Sinn des Lebens. Weshalb haben Sie dazu eine fiktive Erzählform, einen Roman, gewählt?

Michael Mütschard: Ich finde, Geschichten eignen sich hervorragend, um solch tiefgründige und persönliche Fragen wie eben jene nach dem Sinn des Lebens zu behandeln. Die Figuren bieten Projektionsflächen für die Entwürfe verschiedener Antworten. Auf diese Weise ermöglicht es die Fiktion, solche Entwürfe und ihre möglichen Konsequenzen spekulativ auszuloten. Noch interessanter finde ich persönlich aber die Geschichten, die sich hinter der Sinnfrage verbergen. Häufig stellen wir uns diese ja erst, wenn wir in eine existenzielle Sackgasse geraten. So reagieren auch die Protagonisten in „Das Haus auf Sand“: handelnd, ausweichend, hadernd. Nicht immer finden sie konstruktive Lösungen für ihre Krisen, und zwar, wie mir scheint, paradoxerweise gerade auch dann nicht, wenn sich die Frage besonders eindringlich stellt.

Wie haben Sie für sich die Frage nach dem Lebenssinn beantwortet?

Als ich begonnen habe am Roman zu schreiben, wurde mir klar, dass die Existenz zu ihrer Bestätigung ihre eigene Wahrnehmung bedingt: Was von keinem Wesen mit keinem Sinn wahrgenommen werden kann, existiert im Grunde nicht. Damals war ich noch nicht zum Glauben gekommen, aber heute weiss ich, dass dies eigentlich Gedanken des Lobpreises sind. Für mich als Geschöpf Gottes, als das ich mich sehe, liegt darum ein tieferer Sinn nicht nur in der Pflege der Beziehung zum Schöpfer selbst, sondern gerade auch in der sinnlichen Erfahrung der Schöpfung, deren Teil ich bin und durch die sich die Genialität dieses wunderbaren Schöpfers erahnen lässt.

Als Lokführer sind Sie viel allein unterwegs, haben Zeit zum Nachdenken. Eine gute Ausgangslage, um ein Buch zu schreiben …

Während des Fahrens kann man gedanklich schon mal abschweifen, aber grundsätzlich ist hohe Konzentration angesagt. Dann müssen Gedanken rasch losgelassen werden können. Ich denke, die wichtigere Voraussetzung, um ein Buch zu schreiben, ist Wille, Bereitschaft und Durchhaltevermögen. Nachdenklichkeit hilft, aber sie ist bei mir nicht unbedingt an den Beruf gebunden, sondern eher ein Charakterzug, der mich ausmacht. Der Beruf hilft vor allem darin, dass er Arbeitszeiten bietet, die Musse zu Tageszeiten ermöglichen, die besonders günstig zum Schreiben sind.

Sie schildern das Schicksal dreier Figuren. Wie würden Sie die Essenz des Buches zusammenfassen?

Im Kern geht es darum, wie sich diese unterschiedlich ausgerüsteten und mit unterschiedlichen Schicksalen konfrontierten Figuren verhalten und wie viel Einfluss auf ihre Möglichkeiten sie überhaupt haben. Gott spielt dabei eine grosse Rolle, sowohl als Anwesender als auch als vermeintlich Abwesender.
(Interview: Daniel Rehfeld)

shop.tredition.com/booktitle/Das_Haus_auf_Sand/W-272-719-986

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