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Kolumne

Eine Faust ins Gesicht!

27.03.2023

Stefan von Rüti
Stefan von Rüti

Zwei wichtige Dinge im geistlichen Leben müssen wir unbedingt auseinanderhalten. Es gibt Geschenke und es gibt Früchte. Geschenke oder „Gaben“, wie es die Bibel nennt, sind unverdient und keine Folge deines geistlichen Lebens. Früchte hingegen müssen heranwachsen und sind das Ergebnis von Pflege, Arbeit und den entsprechenden Wachstumsbedingungen.

Die Paradestelle für „Geschenke“ ist 1. Korinther 12 und 14. Um diese Texte richtig einordnen zu können, ist wichtig, dass wir uns die damalige Situation vor Augen führen. Die Stadt Korinth entwickelte sich zum Zentrum des antirömischen Widerstandes. Aus diesem Grund wurde sie ca. 140 v. Chr. von den Römer komplett zerstört. Erst ca. 44 v. Chr. wurde die Stadt Korinth neu gegründet und aufgebaut. Es herrschte Aufbruch und „Goldgräberstimmung“. Nach Korinth zog man nicht, um sich ein schönes Einfamilienhaus zu bauen und das idyllische Familienleben zu geniessen. Leute kamen dahin, um Geschäfte zu machen und erfolgreich zu sein!

Das neue Korinth war eine multikulturelle und multireligiöse Stadt, geprägt von vielen Ethnien. Nebst grossem Erfolg gab es viele Probleme. Die Menschen hatten Streit und Meinungsverschiedenheiten, waren erfolgshungrig und sexbesessen.

In diese Situation hinein schreibt Paulus seinen Brief. In den oben genannten Kapiteln werden die unterschiedlichen Geistesgaben behandelt. Mittendrin steht das „Hohelied der Liebe“. Was oft an Hochzeiten als nette Worte vorgelesen wird, war eigentlich eine „Faust ins Gesicht“ der Christen in Korinth. Ihr könnt eure Gaben „rauchen“, wenn ihr nicht Liebe habt (die Krone der Geistesfrüchte). Es ist nur Lärm oder heisse Luft.

Kann es sein, dass wir uns zu stark auf unsere Gaben fokussieren und darüber reden, was wir alles erreicht haben, und dabei vergessen, uns um unsere Früchte zu kümmern? Judas hat Menschen geheilt, befreit und zu Jesus geführt, aber sein Herz war nicht mit Jesus. ­Geistliche Erfolge sagen nichts über deine persönliche Beziehung zu Christus aus!

Stefan von Rüti ist Pastor der Gemeinde nordufer.ch am Zürichsee und Gesamtleiter der theologischen Ausbildung ISTL International (www.istl.net).

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