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Kolumne

Die unangenehme Seite

30.01.2024

Lange Haare, kompetente Analysen und ein gewisser Schalk im Gesicht – das waren bisher die Markenzeichen des Ex-Fussballers Kay Voser. Seit seinem Blick-Interview zu Jahresbeginn und dem darauffolgenden Medienwirbel fokussiert die öffentliche Wahrnehmung aber auf eine andere Eigenschaft. Voser hat sich als schizophren geoutet. Mit Sätzen wie „Mein Leben ist ein einziges Drama“ oder „Mit dem Tod meiner Mutter starb auch ein Teil von mir“. In bewegenden Worten berichtet er, wie er seine Krankheit während seiner Karriere kaschierte und sich selbst als Fussballexperte bei SRF nichts anmerken liess, bis jetzt. Mit seinem traurigen Geheimnis ist Voser nicht allein. Am gleichen Tag spricht der frühere YB-Stürmer Guillaume Hoarau in der NZZ über seine depressiven Verstimmungen am Karriereende. Der beliebte Entertainer lässt tief blicken: „Zwanzig Jahre wird im Fussball an deinem Ego gezimmert, du bist der Star. Es ist hart, wenn dir gesagt wird: Jetzt ist fertig.“ Sätze, die der berühmte französische Stürmer Thierry Henry zehn Tage später wiederholt. „Ich muss während meiner ganzen Karriere depressiv gewesen sein“, so der ehemalige Nationalspieler, der mit Frankreich Europa- und Weltmeister wurde, in einem Podcast. Die Häufung dieser Outings lässt aufhorchen.

Abgesehen von der persönlichen Tragik und seel­sorgerlichen Dimension jedes einzelnen Schicksals, auf die ich an dieser Stelle nicht eingehen kann, bleibt nüchtern festzuhalten, dass offensichtlich jeder Mensch über zwei Seiten verfügt. Eine öffentliche, die betont wird. Eine verborgene, die man lieber ausblendet. Ähnlich verhält es sich auch mit den Eigenschaften Gottes und unserem Umgang damit. Es gibt Aspekte, die gerne und häufig betont werden, wie Liebe, Gnade, Vergebung und Barmherzigkeit. Weniger zu hören ist über Busse, Strafe und Heiligung. Begriffe, die in dem bedeutenden Buch des Propheten Hesekiel häufig genannt, in der Verkündigung aber eher selten angesprochen werden. Vielleicht weil sie unangenehm sind oder schwer verständlich wirken. Und doch machen beide Eigenschaften das Wesen Gottes und seinen Heilsplan aus. In unserer aktuellen Ausgabe gehen drei Theologen und Pastoren dem Geheimnis dieses Propheten auf den Grund und kommen zu überraschenden und im Endeffekt auch mutmachenden Erkenntnissen. Es ist den eingangs erwähnten Sportlern hoch anzurechnen, dass sie sich ihrer unangenehmen Seite stellen und die Öffentlichkeit aufrütteln. Die Lektüre über Hesekiel könnte dazu dienen, einen ganzheitlicheren Blick auf Gottes Wesen zu erhaschen.

Daniel Rehfeld, Chefredaktor

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