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Interview

Die Kirche entdeckt die Pensionierten

24.07.2023

Beat Brugger. Foto: Rahel Boller
Beat Brugger. Foto: Rahel Boller

(IDEA) - Pastor Beat Brugger will Christen angemessen auf den dritten Lebensabschnitt vorbereiten. Zum Beispiel am 26. August in Frauenfeld.

IDEA: Sie sind der Urheber von „Pension mit Vision“. Weshalb liegen Ihnen als Fünfzigjähriger die Pensionäre so am Herzen?

Beat Brugger: Die Realität der Pensionierten hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Als unser Vorsorgesystem eingeführt wurde, hatten die Menschen mit 65 noch 5 bis 10 Jahre vor sich und waren körperlich „verbraucht“, wenn ich das so sagen darf. Heute stehen ihnen ab demselben Lebensübergang noch rund 20 Jahre bevor, in denen ihre körperliche und mentale Verfassung ihnen ein aktives Leben ermöglicht. Ich wünsche mir für sie, dass sie die postberufliche Lebensphase als sinnvoll erleben und sich wertvoll fühlen, weil sie wertvoll sind. Niemand will 20 Jahre lang, sozusagen auf dem Abstellgleis, auf den Tod warten. Zudem machen die 55- bis 70-Jährigen den grössten Anteil unserer Bevölkerung aus. Die sollten wir als Kirchen auf dem Radar haben.

Die Babyboomer kommen ins Pensionsalter, Kurse schiessen wie Pilze aus dem Boden. Was unterscheidet Ihren Seminartag von anderen Angeboten?

In meiner Bedürfnisabklärung begegnete ich vielen Angeboten, bei denen es um die Finanzen geht, meist von Finanzinstituten organisiert. Auch stiess ich auf Kurse, mit denen Firmen ihre Arbeitnehmer auf die Pensionierung vorbereiten. Mein primäres Anliegen war aber ein Angebot, das sich mit der Sinnfrage auseinandersetzt. An unserem Seminartag kommt diesem Thema denn auch eine besondere Rolle zu. Für Paare stellt eine Pensionierung vor allem eine Herausforderung dar, weil nun beide Partner zu Hause sind. Alleinstehende sind dafür mit dem Wegfall der Arbeit mit viel Zeit konfrontiert, die sie selbst gestalten dürfen oder müssen. Natürlich lohnt es sich auch, wenn man von der Gesundheit her, aber auch finanziell gut auf die Pensionierung vorbereitet ist. All das besprechen wir an unserem Seminartag mit Referaten von Dr. Markus Müller am Vormittag und verschiedenen, wählbaren Workshops am Nachmittag. Ich meine deshalb, unser Angebot ist ganzheitlicher und umfassender.

Wieso wird der Kurs von einer Kirche und nicht von einer Vorsorgeeinrichtung veranstaltet?

Die Frage nach der Sinnhaftigkeit ist für uns Kirchen zentral. Das Thema ist deshalb eine unserer Kernkompetenzen. Hinzu kommt: Eine Vorsorgeeinrichtung steht tendenziell im Verdacht, Eigeninteressen zu verfolgen. Als Kirche geht es uns aber um das Wohl und die Entfaltung des Einzelnen.

Wo sehen Sie das Potenzial der Pensionierten in der Gemeinde?

Wenn ein Mensch die Vision seiner Pension entdeckt und lebt, profitiert das Reich Gottes davon – und damit im engeren oder weiteren Sinne auch die Kirche. Mir geht es nicht darum, die vakanten Posten im Gemeindegefüge durch Pensionierte zu füllen. Im Idealfall findet oder entwickelt jemand ein Projekt, das ihn oder sie erfüllt, und gleichzeitig bringt es das Reich Gottes voran.
(Interview: Daniel Rehfeld)
chrischona-frauenfeld.ch/angebote/seminartag-pension-mit-vision

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