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Kolumne

Der Rassist in mir

26.06.2023

Thomas Prelicz
Thomas Prelicz

„Ich hasse zwei Sorten von Menschen: Rassisten und die Deutschen!“, so pflegte ich in ganz jungen Jahren, verbunden mit einem Augenzwinkern, zu provozieren. Das war natürlich nicht ganz so gemeint, auch wenn ich mit unseren nördlichen Nachbarn manchmal meine Mühe hatte. Die stehen hin und sagen deutsch und deutlich, was Sache ist. Wirken ungemein selbst­sicher und sind so richtig auf Zack! Erst später wurde mir bewusst, dass ich als Zürcher ähnliche Eigenschaften habe und damit in der übrigen Schweiz auch nicht zwingend zu den extrem Beliebten gehöre.

Das Thema Rassismus wird in der heutigen Zeit vielleicht etwas gar überstrapaziert. Zum Teil geht mir persönlich die Debatte zu weit. Trotzdem ist es ein hochaktuelles Thema, das uns alle angeht!

Beim Lesen der heutigen Tageszeitung sind mir zwei Passagen aufge­fallen: Da fand auf der einen Seite ein Militärmanöver in der Schweiz statt, bei dem auf Scheiben geschossen wurde. Das ist ja noch nicht aussergewöhnlich. Dass aber auf der Scheibe der Kopf eines Menschen abgebildet wird, der offensichtlich aus einer bestimmten Region stammt, lässt sich nicht damit rechtfertigen, dass die Scheibe aus Belgien kommt. Stellen Sie sich vor, da wäre ein Jodler mit Sännechäppli abgebildet. Was würde das für einen Sturm der Entrüstung auslösen!

In derselben Zeitung wird von einem sehr guten Restaurant geschrieben, in dem ein Besucher im Blick auf Gastköche Aussagen machte wie „Du und deine Geschmäcker gehören nicht hierher“ oder „Leute wie dich brauchen wir in der Schweiz nicht“. Als überzeugter Christ muss ich hier sagen: Stopp! So nicht! Wobei mir eben bewusst ist, dass ja der Rassist auch in mir ­schlummern kann!

Thomas Prelicz ist Mitarbeiter der Reformierten Kirche Küssnacht am Rigi.

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