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Kolumne

„Dem Tod vom Karren gesprungen!“

04.09.2023

Den Ausspruch eines Kollegen, der mich im Krankenhaus besucht hatte, werde ich nicht vergessen: „Da bist du dem Tod noch einmal vom Karren gesprungen!“ Die Redewendung ist alt. Die Bedeutung des Wortes ist: knapp überlebt. Eine Freundin, die mich nach meiner Not-OP besuchte, meinte etwas sanfter: „Im Himmel war noch kein Job frei für dich. Nun darfst du dich also hier unten noch etwas nützlich machen…“

Klar, so ein Erlebnis geht nicht spurlos an einem vorbei. Mir wurde einmal mehr meine Endlichkeit bewusst. Ich wurde an das Gebet des Psalmdichters erinnert: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ Den Tod will ich nicht verdrängen. Dazu ist er zu real. Doch die Zeit, die mir noch bleibt, positiv gestalten, sie dankbar geniessen und auch nützlich einsetzen: Das will ich. 

Schmerzhaft hatte ich in den vergangenen Wochen erfahren, dass das Leben nicht bloss Sonnenschein ist. Ganz nach der Überzeugung von Don Bosco, 1815–1888, dem italienischen Priester und Sozialpädagogen: „Denk daran, bevor du ins Gelobte Land einziehst, musst du erst das Rote Meer und die Wüste durchqueren…“ Doch auch in Wüstenzeiten gibt es Lichtblicke. Ich hatte spannende Diskussionen mit Zimmergenossen und Pflegefachleuten. Erlebte die kühlende Wirkung eines Waschlappens auf der Stirn. Schmerzmildernde Medikamente. Tröstende Berührungen. Humorvolle Zusprüche. Es gilt, das Gute bloss zu entdecken. Dabei musste ich viel an Gott denken, der uns nahe ist, gerade auch wenn das Leben sich unerträglich schmerzhaft anfühlt. Das Versprechen von Jesus war mir eine grosse Ermutigung (Joh 11,25): „Ich bin die Auferstehung, und ich bin das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, selbst wenn er stirbt!“

Christoph Gysel ist Tourismuspfarrer der Evangelisch-reformierten Kirche des Wallis, Autor und Blogger.

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