Bleiben oder gehen?

Ob in Beziehungen, am Arbeitsplatz oder in ehrenamtlichen Tätigkeiten: Bei anhaltenden Konfliktsituationen, Stress und Überforderung, wann immer ein Gefühl der Bedrohung und Angst ausgelöst wird, reagiert der Mensch mit einem Schutzmechanismus.

In der Neuropsychologie spricht man vom Reiz-Reaktions-Muster. Wird das Erlebte als unsicher bewertet, wird das nicht nur in den Gefühlen, sondern im ganzen Körper spürbar. Verkrampfung der Muskulatur, starkes Herzklopfen, wiederholt auftretende Schweissausbrüche. Die Angst, hilflos oder ausgeliefert zu sein, blockiert die gewohnten Handlungsabläufe. Um uns zu schützen, reagieren wir unbewusst auf unterschiedliche Weise: flüchten, erstarren, kämpfen oder klammern.  Während die einen in Konflikten zu bösartigen Aggressoren mutieren, gibt es andere, die jedes Mal die Flucht ergreifen, wenn etwas nicht so ist, wie sie es sich vorstellen. Was in erster Linie der Sicherheit dient, führt aber unreflektiert zu einem immer gleichen Verhaltensmuster und dementsprechend zu ausgetretenen Pfaden.

Um weiterzukommen, sind neue und andere Entscheidungen nötig als bisher. Für denjenigen, der klammernd an einer Person festhält, gilt es, mal loszulassen. Für den, der von Job zu Job flüchtet, mal innezuhalten und auszuhalten. Wer immer wieder wie eingefroren erstarrt, sollte in Bewegung kommen. Und für den, dem wegen jedem und allem das Blut kocht, gilt es, sich auf den anderen und den Dialog einzulassen.

Soll ich bleiben oder gehen? Damit das Gedanken­karussell aufhört zu kreisen, ist es hilfreich, sich seinem Reiz-Reaktions-Muster zu stellen, zu reflektieren und aus dem Gewohnten auszubrechen. Die richtige Entscheidung benötigt Mut und Risikobereitschaft. Den Mut, es anders zu machen als bisher. Die Bereitschaft, das Risiko einzugehen und Neuland zu betreten.

Marcel Hager ist Co-Geschäftsführer von Coachingplus GmbH, Coach, Autor und Referent, Gründer der Bewegung 4M Schweiz, Ehemann und Vater.