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Kolumne

Bist du ein Scharfmacher?

26.06.2022

Nicolas Legler
Nicolas Legler

Als Vorgesetzte ist es unsere Aufgabe, unsere Mitarbeiter zu entwickeln und zu „schärfen“, damit wir mit ihnen zusammen die Ziele der Organisation erreichen können. Dazu geben wir ihnen regelmässig Feedback und beurteilen ihre Leistung nach den Kriterien Effektivität und Effizienz: Machen sie ihre Arbeit sauber und korrekt und entspricht ihre Arbeitsleistung den vertraglich vereinbarten Vorgaben? Das kann in den meisten Fällen auf einer ganz sachlichen Ebene der harten Fakten beurteilt werden. Aber wie ist es mit den weichen, persönlichen Faktoren? Wenn es um Verhaltens- und Charakterdefizite geht, werden die Feedback-Gespräche schon schwieriger. Wir verlassen dann die rein sachliche Ebene der Zahlen und Fakten und sprechen heiklere, persönliche Themen an. Und da kann es auch um ganz „triviale“ Sachen gehen. Ich hatte zum Beispiel vor einigen Monaten einen jungen Mit­arbeiter eingestellt, der eine ziemlich starke Körperausdünstung hatte. Das sind dann die etwas unangenehmeren Gespräche, wenn man dem Mitarbeiter erklären muss, dass er am Morgen duschen und ein neues Deo ausprobieren sollte. Aber alles andere als ein klares und ehrliches Feedback wäre in diesem Fall feige und lieblos.

Als ich noch Pastor einer Freikirche war, waren solche „ganzheitlichen“ Führungsgespräche mit Mitarbeitern ganz normal. Man ist sich in frommen Kreisen gewohnt, einander „ins Leben“ zu reden. Aber wie sieht es aus im säkularen Arbeitsumfeld? Bin ich als Chef autorisiert, bei meinen Mitarbeitern persönliche Themen anzusprechen und destruktive Muster aufzuzeigen?

Dies geht nur über Beziehung. Ich darf mich als Chef nicht emotional distanziert auf der Teppichetage bewegen und gleichzeitig meinen, ich könne hin und wieder meinen „Thron“ verlassen und persönliche Themen bei meinen Mitarbeitern ansprechen. Bin ich aber als Chef nahbar und lasse meine Mitarbeiter spüren, dass ich mich nicht nur für sie als Arbeitskräfte, sondern auch als Menschen interessiere und sie „schärfen“ will, werden sie auch meine persönlichen Feedbacks akzeptieren.

Nicolas Legler ist Mitglied der Geschäftsleitung der Schöni Transport AG, nicolaslegler@gmail.com

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