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Kolumne

Auf dem Zürcher Münsterplatz

30.10.2023

Mirjam Fisch-Köhler
Mirjam Fisch-Köhler

Zusammen mit über 1000 weiteren Personen habe ich am 10. Oktober an der Solidaritätskund­gebung für Israel in Zürich teilgenommen. Ich wollte damit meine Anteilnahme zeigen, obwohl ich keine Opfer persönlich kenne. Später geht mir auf: Doch, ich kenne Betroffene. Israelische Reiseleiter, ein arabischer Chauffeur, nach Israel ausgewanderte Familien. Ihre Söhne und Schwiegersöhne sind im wehrfähigen Alter … 

Auf dem Münsterplatz hält ein junger Mann ein Schild mit Bild hoch: „Bringt meine Cousins zurück – sie wurden verschleppt.“ Eine Jüdin sagt zu mir: „Mein Herz blutet.“ Meine Antwort: „Meines auch.“ Die Pfarrer des Gross- und des Fraumünsters liessen die Glocken ihrer Kirchen läuten und bezeugten so ihr Mitgefühl. Polizei war vor Ort, doch es ging friedlich zu und her. Alle Generationen waren vertreten, viele jüdische Mitbürger, aber auch Christen. Auf einem Plakat steht: „Unsere Liebe ist stärker als ihr Hass.“ Dieser feste Wille, einmal mehr den Weg aus der Katastrophe zu finden, ist spürbar: keine Aggression, sondern Trauer und der Fokus, nicht aufzugeben. Spontan wird immer wieder ein hebräisches Lied angestimmt: „Israel soll leben! Gott ist mit uns.“ Golda Meir, die erste Ministerpräsidentin, hat es einmal so ausgedrückt: „Wir haben eine Geheimwaffe: Wir können sonst nirgendwo hin.“ Eine junge Jüdin sagt: „Wir haben wie jedes andere Land das Recht, uns zu wehren.“ Ihre Nachbarin ergänzt: „Ich möchte wissen, wie die Schweiz in der gleichen Situation reagieren würde …“ Als ich ihnen mein Mitgefühl ausdrücke und sage, dass das Christentum ohne Judentum nicht existieren würde und ich ihr Volk deshalb sehr achte, sind sie überrascht. Später bedanken sie sich für meine Haltung und Anteilnahme. Das berührt mich sehr. Ich werde nicht aufhören, für die Menschen in Israel zu beten.

Mirjam Fisch-Köhler ist freie Journalistin und Referentin.

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