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Kolumne

Auf dem Weg zur Gelassenheit

18.09.2023

Christian Bachmann
Christian Bachmann

Diesen Monat feiere ich einen runden Geburtstag: ein halbes Jahr­hundert. Der 50. Geburtstag gilt als die Lebensmitte, die Hälfte des Lebens ist vorbei. Man spürt, dass man nicht jünger wird.

Vor knapp zehn Jahren wurde bei mir Presbyopie diagnostiziert – Alterssichtigkeit. Nicht mit 70 oder 80, wie der Name suggeriert, sondern im besten Alter. Das Lesen ohne Brille werde erst beschwerlich, dann unmöglich, weiss der Optiker zu berichten. Was für tolle Aussichten für die zweite Lebenshälfte, im wahrsten Sinne des Wortes!

Doch es gibt Hoffnung: „Mit 50 beginnt die Zeit der Gelassenheit“, titelt der Kaufmännische Verband in einem Blog. Der Fokus ändert sich. Ich weiss, was ich kann und was nicht, muss mich nicht mehr beweisen. Ich weiss, wo meine Stärken liegen und was mir Mühe macht.

Gelassenheit hat viel mit Gottvertrauen zu tun. Meister Eckhart, Theologe und Philosoph aus dem 13. Jahrhundert, sagte: „Man muss erst lassen können, um gelassen zu sein.“ Lassen bedeutet auch loslassen, zum Beispiel unerfüllte Wünsche. Das Loslassen ist wohl die schwierigste Lektion. Auf der anderen Seite kann es sehr befreiend sein, Verantwortung abzugeben.

Die zweite Lebenshälfte etwas gelassener anzugehen ist ein lohnenswertes Ziel. Schliesslich habe ich die Hälfte meiner Tage noch vor mir – statistisch gesehen wohl nicht mehr ganz. Das Gelassenheitsgebet des amerikanischen Theologen Reinhold Niebuhr drückt es treffend aus: „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“

Christian Bachmann ist Finanzfachmann bei der Stiftung Ancora-Meilestei, einem ­Sozialunternehmen in Wetzikon.

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