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Menschenrechte

Asia Bibi distanziert sich von Biografie

03.09.2020

Paris (idea) – Die pakistanische Katholikin „Asia Bibi“ hat die Blasphemiegesetze in ihrem Heimatland verteidigt und sich von einer Biografie distanziert. Verfasserin ist die französische Journalistin und Schriftstellerin Anne-Isabelle Tollet. Das Buch ist Ende Januar unter dem Titel „Enfin Libre“ (Endlich frei/Verlag Editions du Rocher) auf Französisch erschienen. Bibi saß wegen Blasphemievorwürfen – sie soll den Propheten Mohammed beleidigt haben – acht Jahre lang in der Todeszelle und war im Oktober 2019 freigesprochen worden. Mittlerweile lebt Asia Bibi in Kanada. Ende Februar war sie anlässlich der Vorstellung des Buches nach Paris gekommen. In einem Pressegespräch – bei dem auch die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) anwesend war – äußerte sie sich damals sehr positiv über Tollet und Frankreich. Das Land habe ihr durch Tollet „eine Stimme gegeben“. Nun hat sie sich laut einem Bericht des asiatischen katholischen Pressedienstes Ucanews gegenüber dem Sender Voice of America (Stimme Amerikas) in ihrer Muttersprache Urdu kritisch über Tollet geäußert. Sie wisse nicht, wann Tollet das Buch geschrieben habe und um wessen Geschichte es darin gehe, so Bibi: „Ich bin mit diesem Buch absolut nicht einverstanden, weil es nicht meine Autobiografie ist.“ Ferner lobte sie laut Ucanews das Rechtssystem und die Blasphemiegesetze in Pakistan. Es sei ihr Land, das sie befreit habe. „Wenn Leute Anschuldigungen erheben, muss der betreffenden Person die Gelegenheit zur Rechtfertigung gegeben werden. Das Gesetz ist absolut gut, aber Menschen missbrauchen es.“ Kritik an diesen Äußerungen äußerten Ucanews zufolge mehrere pakistanische Christen. Der Mitbegründer der pakistanischen „Christian Liberation Front“, Nadeem Bhatti, habe die „gefährliche“ Aussage verurteilt. Es sei viel Geld investiert worden, um Bibi zu befreien. Sie habe das alles vergessen. „Wir werden weiterhin Reformen fordern und die Abschaffung des Blasphemie-Gesetzes.“

Autorin Tollet: Ich habe Bibi getroffen – Veröffentlichung auf Deutsch erst einmal gestoppt

Tollet wies auf Anfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea die Vorwürfe scharf zurück. Sie sei sprachlos. Gemeinsam mit anderen Personen habe sie geholfen, Bibi vor dem Fundamentalismus und dem Tod zu retten. Bibi habe aufgrund der neunjährigen Haftzeit psychische Probleme. Sie vermisse ihre Heimat und wolle gerne zurückkehren. Deshalb distanziere sie sich von dem Buch. Sie werde von Menschen beraten, die ihr einredeten, dass sie wieder nach Pakistan zurück könne, wenn sie diejenigen verteidige, „die ihr den Strick um den Hals legen wollten“. Sie selbst habe regelmäßig in Kontakt mit Bibi gestanden und habe sie im September 2019 persönlich getroffen. Das Buch enthalte Informationen, die sie in diesen Gesprächen bekommen habe: „Ich kann nicht glauben, dass Bibi die Blasphemiegesetze und die Extremisten verteidigt, die nur eine Idee haben: Sie zu hängen.“ Eine Veröffentlichung der Biografie auf Deutsch war für Ende September geplant. Der Renovamen-Verlag (Bad Schmiedeberg) hat dies erst einmal gestoppt, um den Sachverhalt zu prüfen.

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