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Bericht

Nächstenliebe zum Ziel führen

14.07.2020

Matthias Ettlin (r.): „Mit spezifischer Weiterbildung interkulturelle Kontakte nachhaltiger führen.“ Foto: zvg
Matthias Ettlin (r.): „Mit spezifischer Weiterbildung interkulturelle Kontakte nachhaltiger führen.“ Foto: zvg

(idea/dg) - Im September lancieren die SEA-Arbeitsgemeinschaft "interkulturell" und der MEOS-Zweig "Christen begegnen Muslimen" ein neues Weiterbildungsprogramm. "Wer einen vertieften Kontakt mit Migranten pflegen will, wird ohne spezifische Weiterbildung schon bald kulturelle Hürden zu überwinden haben", sagt Matthias Ettlin (41). Er ist Präsident von interkulturell und Teilzeit-Mitarbeiter von OM Schweiz. Zwar reiche pragmatische Nächstenliebe für einen oberflächlichen Erstkontakt oder eine kurze Aktion aus. "Aber wenn eine Kirche nur kurze interkulturelle Aktionen durchführt, ist dies aus meiner Sicht nicht nachhaltig. Schnelle Aktionen führen im interkulturellen Bereich zu keinem Ziel", meint Ettlin.

Tagesseminare einzeln buchbar

Kulturelle Unterschiede rufen das Bedürfnis nach kultureller Reflexion hervor. Die Grundlagen- und Aufbauseminare der Weiterbildung sollen Hilfestellung geben und sind in Tagesseminare gegliedert, die einzeln besucht werden können. Eine Seminarreihe in Adliswil ZH ist auf den Kontakt mit Muslimen ausgerichtet, eine andere in Olten betrifft Themen, die für die Arbeit im interkulturellen Kontext allgemein wichtig sind. Praktische Fragen der Teilnehmenden können eingebracht werden.

Beziehung nach Corona neu aufbauen

"Die Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie zeigten, dass oberflächliche Kontakte eher abbrechen", beobachtete Matthias Ettlin die Entwicklung in den letzten Monaten. Für die Wissensvermittlung in einem Deutschkurs für Migranten könne man bei der gleichen Lektion weiterfahren, wo man im März unterbrechen musste. "Aber die Beziehung zum Migranten muss neu aufgebaut werden." Man müsse eine Standortbestimmung machen und fragen, was in der Zwischenzeit geschehen sei. "Die Migranten kommen vielleicht aus Ländern, in denen Corona ganz anders erlebt wird. Sie haben eventuell eigene Erfahrungen von Einsamkeit und Ohnmacht hinter sich", erklärt Matthias Ettlin. Man müsse klären, wo man wieder in die Beziehung einsteige.

Subtilen Rassismus reflektieren

Nebst Corona prägt auch die Rassismus­debatte die Schlagzeilen und kann Christen im interkulturellen Umfeld womöglich verunsichern. "Rassismus hat immer mit Abgrenzung zu tun. Man definiert eine homogene Gruppe. Alles Andersartige ist suspekt, vielleicht sogar unwillkommen oder verhasst. Ich bedaure, dass man in der Kirche nicht tiefer über den Umgang mit Unterschiedlichkeit und Rassismus nachdenkt", sagt Ettlin. Zwar sei die Ausprägung des Rassismus hier eher verdeckt und indirekt. Im Umfeld der Schweiz, wo das Individuum oft das Mass sei, hätte man noch zu wenig gelernt, mit dem Andersartigen wirklich gut umzugehen und es zu reflektieren.

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