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Menschenrechte

Verschleppte junge Christin ist nun in Sicherheit

03.11.2020

Demonstranten fordern die Befreiung von Arzoo Raja. Foto: Kirche in Not
Demonstranten fordern die Befreiung von Arzoo Raja. Foto: Kirche in Not

Karatschi (idea) – Der Fall einer entführten und zwangsverheirateten minderjährigen Christin im südpakistanischen Karatschi hat zu landesweiten Protesten geführt. Nachdem ein Gericht die Ehe zuvor für gültig erklärt hatte, wurde nun der mutmaßliche Entführer der 13-Jährigen inhaftiert und der Prozess neu aufgerollt.Zum Hintergrund: Der Vater der Katholikin Arzoo Raja hatte seine Tochter am 13. Oktober vermisst gemeldet, nachdem sie aus ihrem Elternhaus verschwunden war. Einige Tage später informierten die Polizeibehörden die Familie darüber, dass ihre Tochter zum Islam übergetreten sei und den 44-jährigen Muslim Ali Azhar geheiratet habe.Die Eltern Arzoos legten den Behörden die Geburtsurkunde des Mädchens vor, aus der hervorgeht, dass sie erst 13 Jahre alt ist, und damit eine Ehe illegal. Die Beamten hingegen verwiesen auf die Heiratsurkunde, der zufolge die junge Katholikin bereits 18 Jahre alt sei.Die Anwältin der Familie, Tabassum Yousaf, reichte eine Petition vor dem Höchsten Gericht in Karatschi ein. Es entschied am 27. Oktober, dass die Ehe auf Basis der Scharia – dem islamischen Gesetz – legal ist. Laut dem Hilfswerk International Christian Concern (ICC/Washington) argumentierte der Richter damit, dass das Mädchen freiwillig zum Islam übergetreten sei. Er wies die Behörden an, „für den Schutz der frischverheirateten Braut zu sorgen“.

Gericht ordnet erneut Untersuchung an

Wie auf einem Video zu sehen ist, wurde der katholischen Familie der Zugang zum Gericht und zu ihrer Tochter verwehrt. Der Fall löste landesweit Proteste von Christen, Menschenrechtlern und einigen Politikern aus. Medienberichten zufolge kam es am 2. November daraufhin zu einer erneuten Anhörung.
Das Gericht ordnete dabei an, Arzoo in ein Frauenhaus zu überstellen. Ihr mutmaßlicher Entführer sei verhaftet worden, ebenso zwei seiner Brüder und ein Freund. Das katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ begrüßte die aktuellen Entwicklungen. Es trägt die Anwaltkosten der Familie.
„Die jüngste Entscheidung ist ein Erfolg für den pakistanischen Rechtsstaat und für die vielen Menschen aus allen religiösen Gruppen, die sich gegen Zwangsverheiratung einsetzen“, erklärt die Projektdirektorin von „Kirche in Not“ International, Regina Lynch.

Kein Einzelfall

In Pakistan kommt es immer wieder zu Entführungen und Zwangsheiraten von minderjährigen Mädchen. Wie die pakistanisch-österreichische Buchautorin und Menschenrechtlerin Sabatina James (37) in einem Beitrag für die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) beklagte, werden täglich christliche Mädchen in der Islamischen Republik verschleppt, vergewaltigt oder ermordet.
Sie würden Opfer von sexueller Ausbeutung oder Zwangsheirat. „Wer arm, christlich und weiblich ist, muss in Pakistan oft die härteste Verfolgung ertragen. Selbst kleine Mädchen werden nicht verschont.“
Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation „Bewegung für Solidarität und Frieden“ werden in Pakistan jährlich rund 1.000 Frauen religiöser Minderheiten zwangsverheiratet – davon bis zu 700 Christinnen. Von den über 216 Millionen Einwohnern Pakistans sind etwa 95 Prozent Muslime, zwei Prozent Christen sowie zwei Prozent Hindus.

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