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Interreligiöse Corona-Gebete?

31.03.2020

Jean-Luc Ziehli vertritt die Evangelische Allianz und die Freikirchen im Rat der Religionen. Foto: zvg
Jean-Luc Ziehli vertritt die Evangelische Allianz und die Freikirchen im Rat der Religionen. Foto: zvg

Genf (idea/dg) - Der Schweizerische Rat der Religionen SCR sieht sich angesichts der Corona-Krise als "eine grosse Gebetsgemeinschaft". In einem Aufruf zur Solidarität schreibt der Rat: "In unser gemeinsames Gebet wollen wir besonders all jene Mitmenschen einschliessen, die heute schwierige Zeiten gesundheitlicher oder finanzieller Natur durchmachen." Und weiter: "Unsere Religionen und der Glaube an einen gemeinsamen Gott haben uns gelehrt, schwere Zeiten nicht zu fürchten, sondern mit Gottvertrauen auf eine gute Zukunft zu hoffen." Dem SCR gehören die Vorsitzenden der Schweizer Zweige der Christkatholischen, Evangelisch-reformierten, Römisch-katholischen und Griechisch-orthodoxen Kirche sowie des Israelitischen Gemeindebunds und zweier islamischer Verbände an. Aufrufe wie den oben zitierten werden nur bei einstimmigen Beschlüssen veröffentlicht.

Gaststatus von Freikirchen und SEA

Die Schweizerische Evangelische Allianz SEA und der Verband Freikirchen Schweiz VFG haben beim Rat der Religionen seit rund einem Jahr Gaststatus. VFG-Präsident Peter Schneeberger erklärte kürzlich die Haltung des Freikirchenverbands zu diesem Status: "Wir gehen als SEA-RES-VFG keine Kompromisse in der Lehre ein. Uns war wichtig, das Band des Friedens zu stärken und mit beizutragen für eine friedlichere Schweiz." Der SCR selber formuliert denn auch in seinem Mandat, dass er einen "Beitrag zum Erhalt und zur Förderung des religiösen Friedens in der Schweiz" leisten will. Es geht unter anderem um Verständigung unter den Teilnehmenden über gemeinsame Anliegen und um eine Ansprechmöglichkeit für Bundesbehörden.

Gott, die Propheten und das Gebet

Seine Ziele verfolgt der Rat der Religionen gemäss der Erklärung "Das Band des Friedens stärken - in der Schweiz und weltweit" aus dem Jahr 2003. Dort ist festgehalten: "Wir bezeugen den gemeinsamen Glauben an den Einen barmherzigen Gott der Liebe, der Gerechtigkeit und des Friedens." Und weiter: "Wir bezeugen die Botschaft der Propheten in unseren Heiligen Schriften." Dies hatte schon 2003 eine kritische Reaktion der SEA hervorgerufen, an die sie sich auch beim aktuellen Gaststatus im SCR noch immer hält. Die SEA hielt damals fest: "Es ist um des ehrlichen Dialoges willen festzustellen: Muslime und Christen glauben nicht an den gleichen Gott." Auch zum Begriff "Prophet" äusserte sie sich: "Weil Mohammed leugnet, dass Jesus der ins Fleisch gekommene Sohn Gottes ist, ist er für Christen als Prophet nicht akzeptabel." Und zum Gebet meinte die SEA: "Christen beten im Namen von Jesus Christus zu Gott, der sich als Vater, Sohn und Heiliger Geist offenbart hat. Solches Beten ist für Muslime, die ihrem Glauben treu bleiben wollen, Götzendienst und nicht zu vergebende Sünde." Die Frage, ob sich mit diesen Vorbehalten von SEA-RES und VFG deren Gaststatus weiterentwickeln kann und soll, ist beim Rat der Religionen traktandiert. Im Rat vertreten werden SEA-RES und VFG durch den Lausanner Pastor und Präsident der welschen Evangelischen Allianz RES, Jean-Luc Ziehli. (Autor: David Gysel)

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