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Kolumne

Zwischen Abbruch und Auffahrt

16.05.2023

Daniel Rehfeld
Daniel Rehfeld

Brienz im Berner Oberland kennt fast jeder. Das malerische Touristendorf am türkisfarbenen Brienzersee. Brienz im Bündnerland ist hingegen erst seit ein paar Wochen ein Begriff in der Öffentlichkeit. Seine Bekanntheit verdankt das schmucke Dorf im Albula­gebiet einem gewaltigen Naturereignis, das unmittelbar bevorsteht. Die idyllische Lage ist trügerisch. Ein Bergsturz bedroht die 100-Seelen-Gemeinde. Der Berg rutscht zwar schon seit Jahren, äusseres Merkmal ist die leichte Schieflage der Kirche. Seit Freitag herrscht nun aber Alarmstufe Rot, was eine Evakuierung nötig machte. Im Klartext – Bewohner und Tiere mussten ihr Zuhause verlassen. Dauer und Ausgang unbekannt. Die Atmosphäre ist angespannt. Von Gelassenheit über Wehmut bis zu Beharrlichkeit findet man alle Gemütslagen unter den Bewohnern. Verständlich, schliesslich wissen sie nicht, ob und wann sie in ihre Heimat zurückkehren können. Mal abgesehen von den Plünderungen, die leider nicht auszuschliessen sind.

Die schmerzliche Erfahrung, zumindest vorübergehend heimatlos zu sein und vielleicht sein gewohntes Zuhause zu verlieren, erinnert mich irgendwie daran, dass auch wir Christen auf der Durchreise sind. Das bevorstehende Ereignis von Christi Himmelfahrt führt vor Augen, welche Aufgabe, Position und Perspektive Jesus seinen Nachfolgern zugedacht hat. In Johannes 14,2 spricht er über die zukünftige Wohnadresse derer, die an ihn glauben. „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich dann etwa zu euch gesagt, dass ich dorthin gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?“ Noch ist das Zukunftsmusik. Bis es so weit ist, mutet Gott uns einiges zu: „Darum geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe“ (Mt 28,19). Über dem Ziel (Wohnungen) und dem Auftrag (Jüngerschaft) steht die Verheissung „Ich bin jeden Tag bei euch, bis zum Ende der Welt.“ Eine Perspektive, mit der sich leben und handeln lässt. Egal, wie viele Aufbrüche oder Abstürze unser Leben begleiten. 

Daniel Rehfeld, Chefredaktor

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