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Kolumne

Zwei Weltanschauungen

28.02.2023

Daniel Rehfeld
Daniel Rehfeld

Biden und Putin – zwei Männer, wie sie unterschiedlicher
nicht sein könnten. Beide haben Macht, Durchsetzungs­willen und stehen im Herbst des Lebens. Aber das wäre es auch schon bezüglich der Gemeinsamkeiten. Wie weit ihre Positionen auseinanderliegen, zeigte sich in den Reden der beiden Alphatiere von letzter Woche. US-Präsident Joe Biden sieht sich als Verteidiger der Demokratie und als Retter der Ukraine, der russische Präsident Wladimir Putin als Beschützer der russischstämmigen Bevölkerung und als Kämpfer gegen den Vormarsch des Westens. Während Biden vor den Toren Russlands – zwar gut geschützt, aber doch mit einem gewissen Restrisiko – seine Sicht der Dinge verkündet, wendet sich Putin aus dem gut gesicherten Kreml an die Abgeordneten der Duma und seine Nation. Biden beschwört die Einheit des Westens, Putin beschuldigt die USA der Provokation. Die Fronten sind verhärtet, Frieden meilenweit entfernt.

Ähnlich die Situation bei den Grünen. Sie zoffen sich wegen der Waffenlieferungen an die Ukraine. Die pazifistische Prägung ist der Grund, weshalb Exporte von Waffen für sie ein rotes Tuch sind. Die eigenen Ideale sollen nicht geopfert werden, selbst aus hehren Gründen nicht. Auf der anderen Seite warnt SVP-Doyen Blocher aus anderen Motiven vor Waffenlieferungen. Er sieht die Neutralität gefährdet. Auch hier wird mit harten Bandagen gerungen.

Klar, Krieg lässt sich nicht rechtfertigen und Waffen sind keine Lösung. Und doch gibt es Situationen, wo Argumente allein nicht weiterhelfen oder Kompromisse unmöglich erscheinen, weil die Positionen so diametral entgegengesetzt liegen. Und wo sich die Frage der Wahrheit stellt. Von König Salomo wird berichtet, dass er einen Streit zwischen zwei Müttern schlichten musste. Eine trug einen lebendigen, die andere einen toten Säugling. Beide stritten darum, wem das lebende Kind gehöre. Ein paar Verse zuvor lesen wir vom Wunsch Salomos an Gott: „So gib deinem Diener ein Herz, das auf dich hört, damit er dein Volk recht richten und zwischen Gut und Böse unterscheiden kann“ (1. Kön 3,9). Wir kennen den Ausgang der Geschichte. Gott erhörte das Gebet, Salomo entschied richtig und das „salomonische Urteil“ ist bis heute ein geflügeltes Wort. Das Gebet um Weisheit könnte so manch heikle Situation entschärfen, auch in Diskussionen unter uns Christen. Egal, ob es um die Deutungshoheit des Krieges oder um die Bewältigung der Pandemie geht. 

Daniel Rehfeld, Chefredaktor

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