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Kolumne

Wie viel wert sind unsere Werte?

15.05.2023

Mirjam Jauslin
Mirjam Jauslin

Führen mit christlichen Werten – so lautet der Titel einer Projektarbeit, die ich für eine Weiterbildung geschrieben habe. Benotet wurde auch die Präsentation vor den Mitstudenten. Raten Sie mal, welche Frage mir dabei gestellt wurde? Nicht etwa, ob Mitarbeitende bei diesem Führungsstil zufriedener und motivierter sind oder ob man damit ein ­gerechteres Arbeitsumfeld schaffen kann. Die Frage war, wie ein christlicher Arbeitgeber reagiert, wenn sich jemand, der homosexuell ist, bewirbt.

Typisch, denken Sie jetzt vielleicht: Die Christen werden immer auf dieselben Clichés reduziert. Abgesehen davon, dass die sexuelle Orientierung bei einem Einstellungsgespräch gar nicht abgefragt werden darf, stellt sich für mich die Frage: Warum verbinden viele Menschen ‚christlich‘ so oft mit Verboten und Ausgrenzung statt mit Freiheit, Wertschätzung und Hoffnung? Ein Prinzip beim Führen mit Werten ist, dass man seine Werte nicht nur kommuniziert, sondern auch lebt. Heisst das, dass wir unsere christlichen Werte zu wenig leben?

Eine weitere Frage meiner Mitstudenten könnte eine Predigtreihe füllen: Woran erkennt man, ob jemand Christ ist? Auch Fragen zum persönlichen Glauben dürfen beim Einstellungsgespräch nicht gestellt werden. Aber wir können sie uns selber stellen: Wie merkt meine Umgebung, dass ich Christ bin? Ist mein Leben geprägt von Enge oder stehen meine Füsse ‚auf weitem Raum‘? Bin ich Schwarzseher oder Hoffnungsträger?

Nach der Präsentation kam ein Kollege zu mir und sagte: „Ich dachte erst, das Thema ‚christliche Werte‘ sei langweilig. Aber das ist ja total interessant.“ Es war, als ob in diesem Moment das Fenster aufgegangen und ein Hauch von Frühling hineingeströmt wäre.

Mirjam Jauslin ist Leiterin Kommunikation bei der Stiftung Jugendsozialwerk Blaues Kreuz BL.

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