Warten mit Gelassenheit

In der Laufbahnentwicklung ist Davids Gelassenheit für mich beispielhaft. Er wurde in jungen Jahren von Samuel gesalbt, hat sich aber nie vorschnell selbst zum König ernannt – trotz der Erfolge. Auch als er die Chance gehabt hätte, riss er nichts an sich, was ihm in diesem Moment nicht zustand. Er blieb treu und wartete auf Gott. Er vertraute mit ganzem Herzen, dass Gott ihn in die für ihn bestimmte Position bringen und ihm die dazugehörige Autorität geben würde.

Wenn wir uns eine Stellung aus eigener Motivation aneignen, für die die Zeit nicht reif ist, kann das schmerzlich werden. Das gilt auch, wenn wir als Vorgesetzte Mitarbeitende fördern. Ich hatte eine junge Mitarbeiterin, die zuvor gute Arbeit leistete, jedoch machte sie in der neuen Funktion plötzlich viele Fehler und wandelte auf einmal ihr ganzes Verhalten. Am Schluss trennten sich leider unsere Wege. Aus dieser bis heute sehr bedauerlichen Erfahrung habe ich gelernt: Wenn wir zu früh Verantwortung übergeben, wird durch Unreife und Übermut Geschirr für alle zerschlagen.

Wenn wir wissen, dass es Gottes Wille ist, wo wir uns gerade befinden, können wir mit Zweifeln, Herausforderungen und gar mit Veränderung anders umgehen. Dann ist sogar ein für uns vielleicht gefühlter Rückschritt ein Fortschritt. Ebenso wenn es Zeit ist, unter Gottes Füh­rung Neues anzupacken, können wir das Gegenwärtige loslassen; was nicht heisst, dass es uns leichtfällt.

David hatte einen starken Glauben an Gott und seinen Zeitplan. Er baute darauf, dass Gott für ihn kämpfen würde, wie er es bereits bei Mose getan hatte (4. Mose 16). Diese gänzliche Unterordnung unter Gott spornt mich an. Geduld und Zeit erreichen mehr als Stärke und Leidenschaft, dies wusste schon Jean de la Fontaine. Ich darf Gott zuversichtlich und gelassen die Führung meiner Laufbahn überlassen und vertrauen, dass er in seinem Zeitplan die richtigen Umstände schafft.

Simone Frei ist Leiterin Marketing und Kommunikation und Mitglied der Geschäftsleitung Stiftung Wendepunkt (wende.ch).