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Kolumne

Väterliches Vermächtnis

22.04.2022

Thomas Prelicz
Thomas Prelicz

Ab und zu werde ich auf meinen seltenen Nachnamen angesprochen. Ich pflege jeweils zu antworten, dass der Name aus Winterthur und Mandach (AG) komme. Dort befinden sich meine Heimatorte. In Winterthur habe ich auch für kurze Zeit gelebt. Doch aufgewachsen bin ich in Zürich-Altstetten.

Mein Vater aber war Pole. Er kam im Zweiten Weltkrieg via Frankreich in die Schweiz. Dort hat er sich in eine junge Winterthurerin verliebt. Den Rest können Sie sich ja denken. Mein Vater schloss nach dem Krieg sein Medizinstudium ab und wurde auch noch Psychiater. Mehr als einmal wurde ich Jahrzehnte später von Menschen angesprochen, die entweder Patienten oder Mitarbeiter meines Vaters waren. Offensichtlich muss er gute Arbeit geleistet haben. Doch leider war es mir nicht vergönnt, eine tiefe Beziehung zu ihm zu pflegen. Er verliess die Familie, als ich etwa vier Jahre alt war. Später ging er wieder in seine alte Heimat zurück – freiwillig hinter den Eisernen Vorhang. Ein einziges Mal, nach circa zwanzig Jahren, besuchte ich ihn dort. Vor fünfunddreissig Jahren ist er verstorben. Was nun ist mir von ihm geblieben? Markant war dies: Mein Vater hat den Krieg hautnah erlebt. Er war mittendrin und musste erleben, wie Soldaten bzw. Menschen neben ihm ihr Leben aushauchten. Das hat ihn sein Leben lang geprägt. Er war traumatisiert. Auch als Psychiater konnte er das nie verarbeiten. So habe ich von ihm gelernt, dass Krieg eigentlich nur Verlierer zurücklässt.

Dieses Vermächtnis möchte ich in die heutige Zeit aussprechen, in der viele Menschen das Gefühl haben, dass Krieg cool wäre. Ist es nicht!

„Selig sind, die Frieden stiften.“ Das scheint mir für uns Christen ein Gebot der Stunde zu sein!

Thomas Prelicz ist Pastor der Baptistengemeinde Bülach.

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