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Kolumne

Übung macht den Meister

15.03.2022

Daniel Rehfeld
Daniel Rehfeld

Vor gut neun Monaten habe ich mir zum ersten Mal in meinem Leben die Schulter ausgekugelt. Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit genügte und schon wars passiert. Eine schmerzhafte Erfahrung, die mir zuerst einen Notfalltermin im Spital und zwei Wochen später eine Operation bescherte.

Danach musste ich mich erst einmal vier Wochen in Geduld üben. Während dieser Zeit durfte ich die Schulter nicht bewegen, weder tagsüber noch nachts. Das war nicht nur unangenehm, sondern auch höchst eintönig. Die einzige Abwechslung – zweimal pro Woche durfte ich während einer halben Stunde den Verband entfernen, um mit Hilfe der Physiotherapeutin meine Beweglichkeit und Kraft zurückzuerlangen. Zu Beginn war das noch angenehm. Ich musste nämlich nichts tun, sondern mich einfach behandeln lassen. Als der Verband dann entfernt wurde, war meine Eigen­initiative gefragt. Es stellte sich schnell heraus, dass ein intensiver Zusammenhang zwischen der Regelmässigkeit meiner Übungen und dem Tempo der Genesung besteht. Und zwar bis heute.

Regelmässige Übungen können aber nicht nur das körperliche Wohlbefinden stärken oder die Genesung beschleunigen. Sie können auch in geistlicher Hinsicht helfen, die Beziehung zu Gott zu stärken, den Weg für die eigene Berufung zu finden und ganz generell in neue geistliche Dimensionen vorzustossen. In diesem Zusammenhang bin ich vor vielen Jahren beim Besuch in einem  „Haus der Stille und Einkehr“ auf den Begriff der „Exerzitien“ gestossen. Obwohl mir dieser Zungenbrecher anfangs schwer über die Lippen kam, spürte ich eine gewisse Faszination für das Unbekannte. Exerzitien sind geistliche Übungen, die dazu dienen, Gott näherzukommen. Die Besinnung auf IHN und die Begegnung mit IHM zu intensivieren. Das kann in unterschiedlicher Form geschehen: Gebet, Meditation, Fasten, Schweigen, persönliche Gespräche.

Diese Form war – und ist es auch jetzt – für mich in vieler Hinsicht gewöhnungsbedürftig. Und die Geschichte der Exerzitien ist auch nicht ganz unumstritten. Trotzdem können geistliche Übungen dazu beitragen, Gottes Nähe zu suchen und zu finden. Das Versprechen in Jakobus 4,8 gilt: „Nahet euch zu Gott, so naht er sich zu euch.“

Diese Woche habe ich übrigens meinen letzten Physiotermin. Bezüglich der Beziehung mit Gott habe ich allerdings nie ausgelernt. 

Daniel Rehfeld, Chefredaktor

 

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