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Kolumne

Sorgen entsorgen

17.05.2022

Daniel Rehfeld
Daniel Rehfeld

Wie rasch sich doch die Zeiten ändern. Knapp 40 Jahre ist es her, dass ich regelmässig mit einem fast gleichaltrigen Brieffreund aus der ehemaligen DDR Kontakt pflegte. Seine Eltern durften das Land für einen Kuraufenthalt verlassen, so entstand der Kontakt und ich bekam seine Adresse. Jeweils an Weihnachten schickte ich ihm und seiner Familie acht Tafeln Schokolade, was einige Wochen später entsprechende Lobeshymnen auslöste. Unser innigster Wunsch war, dass wir einander mal persönlich kennen lernen dürfen. Zwei Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer ging dieser Wunsch in Erfüllung. 1991 durfte ich ihn besuchen und fünf Jahre später lernte ich auch seine Heimatstadt Dresden besser kennen, als Teilnehmer am Christival. Der Zusammenschluss von Europa beendete den Kalten Krieg, eine neue Ära begann. Krieg in Europa – so schien es – ist weit weg.

Letzte Woche ist der Sorgenbarometer eines grossen Online-Vergleichsdienstes erschienen. Wenig überraschend liegt der Ukraine-Krieg mit 62 Prozent an der Spitze der Ängste. Die Angst vor Russland folgt auf Platz 3, mögliche Kriege (6), ein Atomkrieg (8) und ein Dritter Weltkrieg (10) runden die Liste ab. Die Pandemie hats nicht in die Top Ten geschafft, die übrigen Ängste betreffen das Klima und die Altersvorsorge. Wer hätte diese Rangliste vor einem halben Jahr für möglich gehalten? Die Ukraine führt uns vor Augen, dass alles auf dieser Welt relativ ist.

Auch wenn der Volksmund sagt, dass Angst ein schlechter Ratgeber ist, so entspricht es einer gewissen Normalität, dass dieses Gefühl den Menschen während seines Lebens begleitet. „Angst ist wie ein Signal. Sie zeigt, dass mit meiner Seele gerade etwas nicht stimmt“, sagt die christliche Psychologin Sonja Friedrich-Killinger in unserem Artikel. Wichtig ist deshalb, wie wir mit unseren Ängsten umgehen und vor allem, wo wir sie deponieren. Am besten bei dem, der uns kennt, weil er uns geschaffen hat. So macht es auch der ukrainische Theologie-Dozent Volodymyr Koval, der seit einigen Wochen mit seiner Familie in der Ostschweiz lebt. Seine Heimatstadt Butscha geriet durch die schlimmen Massaker in die internationalen Schlagzeilen. Was ihn durch die letzten Wochen getragen hat und wie er die geistliche und materielle Lage in seiner Heimat einschätzt, darüber berichtet er ausführlich. Übrigens – egal welcher Art unsere Ängste und Sorgen sind – die Verheissung gilt: „Fürchte dich nicht, ich helfe dir!“ (Jesaja 41,13)

Daniel Rehfeld, Chefredaktor

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