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Kolumne

Singen machts möglich

03.07.2022

Marianne Vonlanthen
Marianne Vonlanthen

Waren Sie vielleicht auch dabei? Am Festival der Chöre vom 20. bis 28. Mai in Gossau SG. Die Schweizer Chorwelt kam aus allen vier Sprachregionen und allen Kantonen, 340 Chöre mit 9000 Sängerinnen und Sängern. Singen aus Leidenschaft, Singen als soziale Kraft, vielstimmig und vielfältig, vom Kinder- bis zum Seniorenchor, traditioneller Chorgesang und moderne Gesangsstile wie Jazz und Pop. Grossartig!

Mit dem Stimmorgan hat uns der Schöpfer ein einzigartiges Instrument geschenkt. Wo aber ist der Gesang in unseren Kirchen gelandet? Kirchenchöre sind mehr und mehr verschwunden. Das Singen in den Freikirchen ist an jugendliche Musikteams delegiert, die Gottesdienstbesucher sind dadurch oft stumme Konsumenten. Der reiche Schatz an geistlichen Liedern ist ersetzt durch kurzlebige Songs mit englischem Text. Nichts gegen moderne Anbetungslieder. Aber tragen wir nicht auch eine Verantwortung gegenüber dem jahrhundertealten, wertvollen Liedgut eines Gerhard Tersteegen, Paul Gerhardt, Ludwig von Zinzendorf, Johann Sebastian Bach, Martin Luther? Verantwortung, dass dieses geistliche Erbe in unserer Kultur und unserem Sprachraum nicht verloren geht? Dass es auch nächsten Generationen erhalten bleibt? Zum Beispiel das Paul-Gerhardt-Lied „Sollt ich meinem Gott nicht singen, sollt ich ihm nicht dankbar sein?“

Noch etwas. Kürzlich stiess ich auf den russischen Chor „Weisse Nächte“ aus Zürich mit Sängern und Sängerinnen aus Russland, Polen, Georgien, Weissrussland, Litauen, Lettland, der Schweiz und der Ukraine. Was mit Diplomatie und auf der politischen Ebene nicht gelingt, wird im gemein­samen Singen möglich: eine völkerverbindende Chorgemeinschaft, stimmgewaltig und hoffnungsvoll. Halleluja! Singen machts möglich!

Marianne Vonlanthen war Lehrerin und Katechetin und schreibt Kolumnen.

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