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Kolumne

Sei nicht nett, sei echt

06.03.2023

Christoph Hickert
Christoph Hickert

Manchen Menschen fällt es schwer, „Nein“ zu sagen, unangenehme Themen anzusprechen oder ein Verhalten zu konfrontieren, das für sie nicht mehr stimmt. „Ich will niemanden verletzen.“ Diesen Satz höre ich oft in der Beratungspraxis. Es ist ja grundsätzlich etwas Gutes, wenn wir anderen nicht schaden wollen.

Aber wir dürfen unterscheiden lernen, dass es unterschiedliche „Schmerzen“ gibt. Wenn eine Führungs­person sagt, sie könne das Thema nicht ­ansprechen, das würde den Mitarbeiter verletzen, dann ist das vielleicht kurzfristig angenehmer. Mittelfristig wird es jedoch negative Konsequenzen für beide haben. Ja, es könnte sein, dass es dem Mitarbeiter nicht gefällt, wenn der Chef etwas Unangenehmes anspricht. Aber es ist wichtig, zu unterscheiden zwischen „kurzfristig Unbehagen zumuten“ und „jemanden verletzen“. Was ist der Unterschied?

Ich war vor kurzem beim Zahnarzt, weil ich ein Loch im Zahn hatte. Er hat den Bohrer genommen und ist das Problem direkt angegangen. War das unangenehm und hat das Schmerzen bereitet? Ja, zumindest kurzfristig – gut, die Spritze hat auch geholfen. Aber hat es mich verletzt? Nein, im Gegenteil, es hat mir geholfen! Dieser Schmerz war nötig, damit der Zahn nicht ganz kaputtgeht und alles zu faulen beginnt.

Wenn wir einen Mitarbeiter oder jemanden in unserem Umfeld mit seinem negativen Verhalten konfrontieren, dann wird er das nicht mögen. Aber manchmal kann das zum Weckruf werden, endlich etwas zu verändern. Es ist keine Liebe, wenn wir aus Angst einfach alles dulden oder mit uns machen lassen. Wir tragen dann selber die Last und alle Konsequenzen des destruktiven Verhaltens eines anderen. Zudem beginnen wir, uns noch mehr anzupassen, die Personen zu schonen, zu schützen, und andere müssen es kompensieren. Das kurzfristige Unbehagen der Konfrontation dient letztendlich etwas Gutem! 

Christoph Hickert ist Dipl. Coach & Supervisor BSO, Lebens- und Laufbahnberater in eigener Praxis in Männedorf und Buchautor (www.beratung-coaching.ch).

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