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Porträt

Reformierte Christin an Ungarns Staatsspitze

17.03.2022

Katalin Novák ist die neue Präsidentin von Ungarn. Foto: Wiki Commons/Elekes Andor
Katalin Novák ist die neue Präsidentin von Ungarn. Foto: Wiki Commons/Elekes Andor

Katalin Novák hat als Familienpolitikerin für steigende Geburtenraten und massiven Rückgang an Abtreibungen gesorgt. Jetzt ist sie Staatspräsidentin. Ein Porträt von Jürgen Henkel

Die ungarische Politikerin Katalin Novák ist eine praktizierende reformierte Christin. Sie steht für die traditionelle Ehe aus Mann und Frau und eine christliche Familienpolitik. Als erst 44-jährige Politikerin hat sie schon eine beachtliche politische Karriere hingelegt und dabei Wegmarken gesetzt. Jetzt wurde die FIDESZ-Politikerin vom ungarischen Parlament zur Staatspräsidentin gewählt.

Die in Szeged geborene Novák hat die Familienpolitik des Landes seit 2010 geprägt. Sie gilt als Erfinderin des „ungarischen Modells“, das darauf setzt, dass Kinder in Ungarn nicht mehr als Armutsrisiko gelten, anders als in Deutschland. Junge Familien werden gezielt durch staatliche Maßnahmen unterstützt: das Kleinstkinderbetreuungsgeld und das Kinderbetreuungsgeld, die Steuervergünstigung für frisch verheiratete Paare und die Familiensteuervergünstigung – die meisten Familien mit drei oder mehr Kindern in Ungarn müssen keine Einkommensteuer mehr zahlen.

Die staatlichen Ausgaben für Familien sind von 3,5 Prozent im Jahr 2010 auf 6,2 Prozent im Jahr 2022 gestiegen. All dies hat für einen beachtlichen demografischen Wandel gesorgt. Im Vergleich zu 2010 ist die Zahl der Eheschließungen 2020 um 89 Prozent gestiegen. Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche ist in den letzten zehn Jahren um 40,9 Prozent zurückgegangen auf den niedrigsten Wert seit 1954.

Die Einschätzungen sind unterschiedlich

Novák hat diese Politik in verschiedenen Funktionen als Regierungsbeamtin, später als Kabinettsministerin sowie als Abgeordnete und als Familienministerin mitentwickelt. Seit 2018 ist sie Mitglied der Ungarischen Nationalversammlung, von 2020 bis 2021 war sie Familienministerin, von 2017 bis 2021 Vizepräsidentin der Regierungspartei FIDESZ von Ministerpräsident Viktor Orbán.

Die westlichen Mainstream-Medien registrieren hysterisch, dass Novák sich gegen gleichgeschlechtliche Ehen positioniert hat und etikettieren sie als erzkonservativ, kommen aber nicht umhin, sie auch als populär und hochqualifiziert zu beschreiben. Novák hat in Ungarn und in Paris studiert, ist Ritterin der französischen Ehrenlegion und Marathonläuferin. Sie backt gerne nach Omas Rezeptbuch und vertritt die Meinung, dass Frauen nicht glauben sollten, ständig mit Männern konkurrieren zu müssen.

Die frische, familienfreundliche reformierte Politikerin an der ungarischen Staatsspitze führt selbst vor, dass auch ohne feministische Kampfrhetorik und Verzicht auf Kinder eine steile politische Laufbahn möglich ist, hat sie doch von 2003 bis 2010 für ihre drei Kinder zur Elternzeit pausiert. Die Queer-Community und die Abtreibungslobby sehen Novák erwartungsgemäß kritisch. Aus Polen und Spanien sowie vom Ungarischen Krippenverband gab es hingegen schon Preise für die junge Politikerin als Würdigung ihres Einsatzes für traditionelle Familien.

Pfarrer Dr. Jürgen Henkel ist Herausgeber der Zeitschrift „Auftrag und Wahrheit – Ökumenische Quartalsschrift für Predigt, Liturgie und Theologie“, die im Schiller Verlag erscheint.

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