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Frei-/Kirchen

„Pastor, können Sie helfen?“

20.11.2022

Migrationskirchen: Lobpreis und Hilfe zur Integration. Foto: Symbolbild Pixabay
Migrationskirchen: Lobpreis und Hilfe zur Integration. Foto: Symbolbild Pixabay

Basel (IDEA/dg) - Dieses Jahr hat die Fachstelle Diversität der Kantons- und Stadtentwicklung Basel-Stadt eine Studie zum Integrationspotenzial von Migrationskirchen finanziert und veröffentlicht. Verfasst wurde die Studie von Karima Zehnder, Leiterin der Informationsstelle INFOREL. Sie befragte dazu sieben christliche Gemeinschaften. Rund die Hälfte der Befragten besuchen die Gemeinde oder treffen Mitglieder der Gemeinde mehrmals in der Woche, weitere 30 Prozent einmal pro Woche.

Wer hilft Migranten am meisten?

Auf die Frage „Wer hilft Ihnen bei Fragen oder Problemen?“ nannten mit Abstand am meisten Befragte Familie, Gemeinde und Pastor oder Pastorin als stärkste Hilfe. Die Hilfe durch Gemeindeglieder und Pastoren betraf verschiedenste Lebensbereiche, wobei Fragen, die die Seele oder Psyche betreffen, im Vordergrund stehen. „Die Antworten zeigen klar auf, welch grosse Bedeutung der Pfarrperson zugesprochen wird“, so Zehnder in der Studie. „Mehrfach berichteten Befragte, dass ihnen staatliche oder allgemein kostenfreie Unterstützung aus ihren Heimatländern nicht vertraut sind und sie deshalb gar nicht danach suchen.“ Das Vertrauen spiele eine zentrale Rolle: „Es wird auf die bekannte Pfarrperson als Respekts- und Vertrauensperson zurückgegriffen.“ Zehnder hält es deshalb für wahrscheinlicher, dass sich Zugewanderte jemandem zuwenden und Unterstützung in Anspruch nehmen, wenn die Person den gleichen Glauben teilt und einen vergleichbaren Migrations­prozess durchlaufen hat.

Mündliche Kommunikation ist wichtig

Durch die vertieften Interviews nahm Zehnder auch die Wichtigkeit mündlicher Kommunikation wahr, damit Informationen, zum Beispiel von Beratungsangeboten, die Migranten erreichen. In den Migrationskirchen sieht sie da Potenzial. Als aus ihrer Sicht geeignetes Gefäss, um staatliche Stellen und Kirchen zu vernetzen, nennt sie das „Forum Migration – Eins in Christus“, das aus einer engen Zusammenarbeit zwischen dem reformierten Pfarramt für weltweite Kirche BL/BS, der Evangelischen Allianz Basel-Stadt und verschiedenen Migrationskirchen entstanden sei. Zu den Treffen dieses Forums mit jeweils bis zu 50 Leitungspersonen aus rund 20 Migrations­gemeinden könnten Vertreter staatlicher Seite oder anderer Institutionen eingeladen werden. Eine Vertrauensbasis sei aber Voraussetzung für eine breite Akzeptanz von Informationen. Potenzial sieht Zehnder weiter in gezielten Bildungsangeboten für Leiterinnen und Leiter von Migrationskirchen, zum Beispiel zum rechtlichen Rahmen, zur Vereinsführung oder Kommunikation mit Vereinsmitgliedern.

Angebot und Nachfrage   

In einem kürzlichen Interview des Fachbereichs Integration Basel-Land geht Zehnder auf die Lücke ein, die zwischen den vorhandenen Integrationsangeboten und deren Inanspruchnahme durch Migrantinnen und Migranten klaffe. Die Lücke liege wohl zu einem Teil in mangelndem wechselseitigem Verständnis und in gegenseitigen Vorurteilen begründet. „Nämlich mangelnde Wahrnehmung für die religiöse Dimension der Hilfesuchenden auf der einen Seite und Skepsis und Nichtbeachtung gegenüber den säkularen Anbieterinnen und Anbietern auf der anderen Seite.“

Zehnder nennt in der Studie auch integrationshemmende Faktoren, in erster Linie ein möglicher Konformitätsdruck der Gemeinschaft. Auch könne die Migrationskirche segregierend wirken, wenn durch die intensiven Kontakte innerhalb der Kirche weniger Begegnungen und Austausch mit Schweizerinnen und Schweizern in anderem Umfeld geknüpft würden.

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