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Kolumne

Panini-Fieber

15.11.2022

Daniel Rehfeld
Daniel Rehfeld

Es ist kaum zu glauben, aber seit 36 Jahren gehöre ich zu den unangefochtenen Sammlern von Panini-Bildern. Weder das zunehmende Alter noch die allgegenwärtige Kritik am Kommerz vermag mir die Freude an den Tschuttibildli zu trüben. Das war schon bei der Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko der Fall, als die Koryphäen Maradona, Platini und Matthäus über den Platz stürmten. Nur dass ich damals über weit weniger finanzielle Mittel verfügte und es mir entsprechend schwerer fiel, das Heft zu füllen. Um das spärliche Taschengeld zu vermehren, sammelte ich leere Pfand­flaschen ein (ja, das gabs damals noch) und brachte sie freiwillig zur Sammelstelle zurück. Inzwischen ist das nicht mehr nötig, ich kann mir ohne weiteres zwei Boxen à 100 Couverts kaufen, aber damals wie heute bleibt mir das Tauschen nicht erspart. Auch wenn es etwas einfacher geworden ist, weil mein Göttibub, die sozialen Netzwerke oder diverse Tauschbörsen hervorragende Rahmenbedingungen schaffen, das Heft vollzukriegen.

Beim Philosophieren über Panini habe ich zwei interessante Beobachtungen gemacht. Einerseits, dass jeder Fussballer nicht nur auf dem Rasen sein Preisschild trägt, sondern auch dessen Konterfei einen entsprechenden Wert hat. Das kann dazu führen, dass ich für 15 erhaltene Bilder nur deren 12 geben muss oder dass ich tiefer in die Tasche greifen muss als mein Gegenüber. Ein Fussballer wird halt an Erfahrung, Leistung, Erfolg und Fitness gemessen – im Gegensatz zur Perspektive Gottes, aus der jeder Mensch gleichwertig ist. Trotz unterschiedlichem Wert – und das ist die zweite Beobachtung – hat jeder Sammler das gleiche Ziel. Nämlich das Heft vollständig zu füllen. Ein Album bekommt erst dann seinen Wert, wenn alle Mannschaften komplett sind. Sehr frei übertragen zeigt diese Vision etwas von der Absicht Gottes mit dem Menschen. In 1. Timotheus 2,4 lesen wir: „Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“ Es ist die Absicht Gottes, alle Menschen in sein Team zu holen.

Meine 200 doppelten Bildli habe ich am letzten Sonntag übrigens einem 9-jährigen Buben aus unserer Gemeinde geschenkt. Er hatte einen Stapel verlorener Bilder dem rechtmässigen Besitzer zurückgegeben, ohne sich daran zu bereichern. Allerdings merkten wir das beide erst, nachdem ich ihm die Bilder geschenkt habe. Ehrlich währt am längsten. Beim Bildersammeln, auf dem Fussballplatz und erst recht im wirklichen Leben.

Daniel Rehfeld, Chefredaktor

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