Pandemie fordert Entscheidungsträger heraus

Am 19. Mai stellten sich bei einer virtuellen Veranstaltung von DenkBar vier Persönlichkeiten in Verantwortung den Fragen des Publikums.

(IDEA) - Der Fragenkatalog, den die rund 78 beteiligten Personen auflisteten, konnte es belegen: Die Themen „Impfzwang? Spital-Überlastung? Corona-Diktatur?“ sind nach wie vor brisant. Rita Haudenschild als Mitverantwortliche im Team von DenkBar führte durch das Zoom-Meeting. Die anwesenden Fachpersonen sind an vorderster Front in der Corona-Pandemie gefordert, wie die Vorstellungsrunde zeigte.

Vorgehen nicht manipulativ

Dr. med. Werner Kübler als CEO des Universitätsspitals Basel zum Beispiel zeichnet sich verantwortlich für 7500 Mitarbeitende. Als Teil der spitalinternen Taskforce ist er laufend neu zu beurteilenden Szenarien ausgesetzt. Er erlebt den Zwiespalt von Entscheidungen – unter anderem bezüglich der Bereitstellung von Betten und dem tatsächlichen Verlauf der Pandemie – hautnah. Den Hinweis aus dem Publikum, dass die Covid-Taskforce des Bundes „dauernd negative und angsteinflössende“ Prognosen verbreite, die sich im Nachhinein fast durchgehend als falsch erwiesen, konterte Kübler: „Ich glaube nicht, dass dieses Vorgehen als manipulativ bezeichnet werden darf. Jede Taskforce musste verschiedene Szenarien durchspielen und entsprechende Massnahmen umsetzen.“ Er sähe es als Geschenk, dass sich die Situation schliesslich immer positiver entwickelte als prognostiziert und viele Katastrophenszenarien nicht eintrafen.

„Die Impfung wirkt!“

Der Spannung zwischen politischen Entscheiden und der Gewichtung gesundheitlicher Aspekte ausgesetzt ist Pierre Alain Schnegg, Regierungspräsident und Gesundheitsdirektor des Kantons Bern. Nach ersten Entscheidungen, die der Gesundheit der Bevölkerung dienten, war er mit der Organisation der Impfkampagne beschäftigt. Das neuste Monitoring in Pflegeheimen wecke in ihm grossen Optimismus bezüglich der Wirksamkeit der Impfung, die von Zuhörenden infrage gestellt wurde. Bei 15 000 Pflegeplätzen im Kanton Bern seien momentan nur noch drei positive Fälle bekannt. Schneggs Resümee: „Die Impfung wirkt!“

Dr. med. Cornelia Staehelin, Oberärztin des Impfzentrums im Inselspital Bern, votierte in ihrem Eingangsplädoyer für fundierte, logische Einschätzungen rund um Covid unter Einbezug biologischer Gesichtspunkte: „Mich erschreckt, wie gerade Christen ungefiltert Thesen ins Netz stellen.“ Sie wies denn auch darauf hin, dass historisch gesehen jede neue Impfung die gleichen Befürchtungen und Ängste generiert habe. Impfkritikern rief Frau Staehelin in Erinnerung, dass auch „natürliche“ Viren aus biologischer Sicht Veränderungen am menschlichen Genmaterial bewirken – unkontrolliert notabene. Sie taxiert darum den gezielten Einfluss am genetischen Material durch eine minimal dosierte Impfung als weit weniger bedenklich.   

Liebe darf nicht verloren gehen

Theologe und SEA-Generalsekretär Andi Bachmann-Roth zeigte sich erschüttert über die Gräben, die sich durch die Pandemie auch zwischen Menschen im kirchlichen Umfeld geöffnet haben. „Ich wünsche mir, dass Einheit und Liebe unter Christen nicht verloren gehen. Und im Gegenzug respektvolles Reden und die Kultur der Ermutigung wieder überhandnehmen.“

Nach eineinhalb Stunden hatten die Fachleute um die 14 Fragen aus dem Publikum beantwortet. Das enorme Tempo zeigt eine Stärke des Formats der DenkBar; die Schwäche ist, dass es einen kontroversen Dialog nicht vorsieht. Jemand aus dem Publikum bemängelte zudem, dass in der Auswahl der Fachpersonen eine kritische Stimme gefehlt habe. 
(Autorin: Helena Gysin)

DenkBar

DenkBar ist eine Arbeitsgemeinschaft unter dem Dach der Schweizerischen Evangelischen Allianz SEA. Sie definiert sich als Anlaufstelle, Kompetenzzentrum und Vermittlungsplattform für Fragen rund um Glauben und Denken. DenkBar organisiert unter anderem Veranstaltungen mit Menschen in Verantwortung, die sich gesellschaftsrelevanten Fragen stellen.
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