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Porträt

„Mit mir hat Gott ein hartes Leben!“

04.02.2021

Melanie Thalmann hat früh gelernt, mit Schwerem umzugehen. Foto: Mirjam Fisch-Köhler
Melanie Thalmann hat früh gelernt, mit Schwerem umzugehen. Foto: Mirjam Fisch-Köhler

(IDEA) - Mit 28 Jahren ist Melanie Thalmann aus Wetzikon ZH zweifache Mutter und frisch geschieden. Sie muss ihre beiden Buben allein aufziehen. Der ältere der beiden kann mit acht Monaten schon gehen. Selbstän- dig macht er sich auf und besucht die Nachbarin. Die beiden Frauen lernen sich näher kennen. Melanie Thalmanns Nachbarin ist Marianne Hirzel. Die engagierte Christin hat während vieler Jahre die "Frühstückstreffen von Frauen für Frauen" geleitet. Sie lädt Melanie zu einer evangelistischen Veranstaltung ein. "Sollte die Scheidung nur dazu gedient haben, dass ich Jesus kennen lerne, war es das wert", sagt die heute 70-jährige Melanie Thalmann im Rückblick.

Früh gelernt, mit Schwerem umzugehen

Mit 45 Jahren erkrankt sie an Gebärmutterhalskrebs. Der Tumor kann entfernt werden. Sie erholt sich. Sorgen habe sie sich keine gemacht, sagt Melanie Thalmann. Sie hat früh gelernt, mit Schwerem umzugehen. Von ihrer Mutter weiss sie, dass sie ein ungewolltes Kind war und beinahe abgetrieben worden wäre. Mit sieben Jahren kommt Melanie wegen Asthma und Epilepsie in ein katholisches Kinderheim. Die leitende Schwester verlangt von den Kindern den regelmässigen Besuch der Messe. Melanie muss hart arbeiten und wird geschlagen, wenn sie einen Fehler macht. Mit 13 darf sie endlich wieder nach Hause. Neun Monate später stirbt ihr Vater.

"Ich betete ihnen zu lang und zu laut"

Als angestellte Coiffeuse muss sie ihre Kinder oft fremdbetreuen lassen. Das ist der Grund, dass sie sich später als Kosmetikerin selbständig macht. Als die Söhne ausgezogen sind, erkrankt sie im Jahr 2000 an Eierstockkrebs. Nach der Operation eitert die Wunde. Doch Melanie Thalmann hält sich an Gott fest. Erschöpfung, Vergesslichkeit und Haarausfall machen ihr zu schaffen. In der Kirche wird sie kritisiert, weil sie mit einer Glatze erscheint und sich sehr emotional äussert. "Ich betete ihnen zu lang und zu laut", sagt sie. Doch wenn sie ihre Arme nach Gott ausstreckte, habe sie Nähe und Liebe empfunden: "Wenn es mir schlecht geht, brauche ich Gottes Fürsorge am dringendsten." In schlaflosen Nächten hört sie Predigten im Internet. Das hat ihr geholfen, nahe bei Jesus zu bleiben und das Vergeben einzuüben. "Gott hat ein hartes Leben mit mir", sagt Melanie Thalmann.

Gelächter im Wartezimmer

Vor sieben Jahren erkrankt sie zum dritten Mal; diesmal ist es Brustkrebs. Sie betet drei Monate um Heilung, dann lässt sie sich operieren. Anschliessend muss sie sich 35 Mal bestrahlen lassen. Im Wartezimmer entwickeln sich Beziehungen. "Oft ertönte lautes Gelächter aus dem Wartezimmer, das tat gut!", erzählt Melanie Thalmann. Sie habe auch über ihren Glauben geredet und sie hätten sich gegenseitig ermutigt. Es entstand eine Art Kleingruppe im Vorzimmer der Krebsstation. Gesundheitlich hat sich Melanie Thalmann weitgehend erholt. Mit den Wahrnehmungsstörungen in den Füssen kann sie leben. Das Wort Angst hat die quirlige Christin aus ihrem Vokabular gestrichen. Sie denkt positiv: "Wenn man Negatives sagt, macht der Teufel davon Gebrauch. Was man im Glauben ausspricht, wird Realität."
(Autorin: Mirjam Fisch-Köhler)

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