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Gesellschaft

Kuba: Methodisten verurteilen Gewalt gegen Demonstranten

20.07.2021

Ein leerer Supermarkt in Santa Clara, in der Mitte von Kuba. Foto: coworkers.de
Ein leerer Supermarkt in Santa Clara, in der Mitte von Kuba. Foto: coworkers.de

Havanna/Frankfurt am Main/Stuttgart (IDEA) – Die Methodistische Kirche in Kuba hat Gewalt und Repressionen gegen friedliche Demonstranten verurteilt. In der Hauptstadt Havanna und vielen anderen Städten hatten am 11. Juli Tausende gegen die kommunistische Regierung von Präsident Miguel Díaz Canel demonstriert. Sie protestierten gegen die schwerste Wirtschaftskrise seit 30 Jahren. Die Behörden reagierten brutal: Schlägerbanden und die Staatssicherheit gingen gegen die Demonstranten vor. Ein Mann kam ums Leben.

Die Zahlen über inhaftierte Demonstranten in den Medienberichten gehen weit auseinander. Im Umfeld der Proteste wurden auch vier Geistliche festgenommen, wie mehrere christliche Nachrichtenportale berichteten. Es handelt um die beiden evangelikalen Pastoren Yéremi Blanco und Yarián Sierra, den Baptistenpastor Yusniel Pérez Montejo und den katholischen Priester Castor José Álvarez Devesa, der von Polizisten geschlagen wurde. Devesa wurde am 12. Juli wieder freigelassen.

In einer Erklärung der Methodistischen Kirche heißt es unter anderem: „Konfrontation und Gewalt führen zu Tod, Trauer und Verunsicherung. Sich zu weigern, auf die Stimme der Menschen zu hören, die friedlich ihre Forderungen stellen, ist gleichbedeutend mit dem Schließen der einzigen Tür zur Verständigung und der Kraft, in Frieden zu leben.“ Die Kirche fordert auch Redefreiheit: „Die Stimme des Volkes muss gehört werden, wenn sie ihre Rechte einfordert.“

Wer mit dem politischen System nicht einverstanden sei, werde dadurch „nicht zu einem asozialen oder kriminellen Menschen“. Man wolle beten und fasten, „damit unser Volk in Frieden leben kann. Wir arbeiten, damit für die Bedürfnisse unseres Volkes gesorgt und damit Blutvergießen um jeden Preis vermieden wird.“ Die Methodistische Kirche in Kuba hat rund 10.000 Mitglieder in 320 Gemeinden.

IGFM begrüßt deutliche Worte der Methodisten

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) begrüßte „diese deutlichen Worte und das Eintreten für Menschenrechte in Kuba“. Sie forderte das kubanische Regime auf, alle willkürlich Verhafteten umgehend freizulassen. Der Vorstandssprecher der IGFM, Martin Lessenthin (Frankfurt am Main), sagte zur Lage der Bürger: „Im Alltag fehlt es ihnen am Allernötigsten. Die Regierung schützt sie nicht ausreichend vor der Pandemie und schränkt ihre Menschenrechte in sämtlichen Bereichen ein.“ Ihr Wunsch nach Freiheit und Demokratie werde „blutig niedergeschlagen“.

„Coworkers“: Die Versorgungslage ist prekär

Die Projektleiterin für Lateinamerika beim evangelikalen Hilfswerk „Coworkers“, Dorothee Kuhs (Stuttgart), berichtete der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA, dass es in Kuba einen existenziellen Mangel an Lebensmitteln und Medikamenten gebe: „Die Supermarktregale sind leer, Preise schießen in die Höhe, der Schwarzmarkt floriert. Seit einigen Wochen hören wir durch unsere Projektpartner vor Ort von stundenlangen Stromausfällen und weitreichenden Ausgangssperren“, die mit der Corona-Pandemie begründet würden.

Da das komplette Internet gesperrt und ein Kontakt über Soziale Medien nicht mehr möglich sei, habe man nur noch zu wenigen Partnern Kontakt. Ein Familienvater habe Fotos geschickt, die ihn mit seiner Frau und seinen Kindern in verdunkelten Räumen zeigen. Aus der Sorge, im Durcheinander auf den Straßen festgenommen zu werden, wolle er das Haus nicht verlassen. Es mache ihn traurig, seine Zeit ohne Strom und Licht zu verbringen. Aber noch trauriger sei die mangelnde Bereitschaft der Menschen in seinem Umfeld, „nach dem Licht Jesu zu suchen“.

Auf Kuba sind 60 Prozent der rund elf Millionen Einwohner Katholiken. Der Anteil der Protestanten liegt nach Schätzungen bei zehn Prozent.

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