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Kolumne

Konsequenz nach allen Seiten

11.05.2021

Rolf Höneisen
Rolf Höneisen

Liebe Leserin, lieber Leser, hinter dem quietschenden Kartoffelernter her barfuss durch die lockere Erde stapfen. Kartoffeln aus der Glut der verbrannten Stauden fischen und genüsslich essen. Welch ein Potpourri an Geschmack, Gerüchen und Geräuschen! Die damit verbundenen Gefühle aus der Kindheit kann ich noch heute abrufen. Mein beruflicher Weg verlief ganz anders. Die Erdverbundenheit ist geblieben.

Die Entwicklung der Landwirtschaft verlief in den vergangenen 50 Jahren rasant. Unser Hof, einst ein altes Riegelhaus mitten im Dorf, wurde zu einer Siedlung im Feld. Der konventionelle Betrieb mit Ackerbau und Vieh ist heute ein Grossbetrieb, komplett umgestellt auf biologischen Gemüseanbau.

Was den Einsatz synthetischer Mittel angeht, findet auch auf konventionell arbeitenden Betrieben ein Umdenken statt. In den letzten zehn Jahren sank der Einsatz an Pflanzenschutzmitteln um 40 Prozent, bei den Herbiziden sind es 45 Prozent. Erst vor kurzem beschloss das Parlament, dass die Risiken von Pflanzenschutzmitteln um 50 Prozent reduziert werden müssen. Der Weg in Richtung ökologischere Produktion von Nahrungsmitteln ist längst eingeschlagen worden. Biologischer und artgerechter soll sie werden. Die Ernährung sicherzustellen und die Umwelt zu schützen, bleibt aber eine grosse Herausforderung.

Am 13. Juni stimmen wir über zwei Agrar-Initiativen ab, die den Umbau der Landwirtschaft in der Schweiz anstreben. Wir wollten erfahren, was die betroffenen Bauern darüber denken. Lesen Sie im Wochenmagazin IDEA 2021/19 das von meinem Kollegen David Gysel gezeichnete Stimmungsbild.

Das preisgesteuerte Einkaufen, der hohe Fleischkonsum, die Lebensmittelverschwendung sind von den Volksbegehren nicht tangiert. Sind wir Konsumenten uns der Tragweite dieser Initiativen wirklich bewusst? Der Bioanteil an Lebensmitteln beträgt in der Schweiz nur 13 Prozent. Alle, die hinter diesen 13 Prozent stehen, dürfen guten Gewissens ein Ja in die Urne werfen. Wer Bio fordert, muss Bio kaufen! Die grosse Mehrheit muss demnach vor dem Abstimmen zuerst einmal in sich gehen.

Noch etwas: Eine reine Bioproduktion würde in der Schweiz bis zu 30 Prozent weniger Ertrag bringen. Wie wird der Ausfall kompensiert? Um den ökologischen Umbau nachhaltig voranzubringen, müssen sich Produktion, Technik und Konsum im Gleichschritt entwickeln. In einer unvollkommenen Welt den Schöpfungsauftrag des Bebauens und Bewahrens im Gleichgewicht zu halten, ist ein hoher Anspruch. Er betrifft uns alle.

Rolf Höneisen, IDEA-Chefredaktor

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