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Kolumne

Kartoffelstock fürs Klima

01.11.2022

Daniel Rehfeld
Daniel Rehfeld

Ich mag Kartoffeln – und zwar in allen möglichen Varianten zubereitet. Ob Rösti, Kartoffelsalat oder als Begleitung zum Raclette spielt keine Rolle. Und ich mag Potsdam. Eine Stadt mit malerischen Gebäuden, historischer Vergangenheit und einem Teil meiner persönlichen Wurzeln. Was ich weniger mag, ist, wenn man mit dem Essen spielt. Das haben mir meine Eltern schon früh ausgetrieben. Die Begründung: Es gibt genügend Menschen auf der Welt, die Hunger leiden. Unverständlich ist mir daher, wie man schmackhaften Kartoffelstock mit voller Wucht an ein Gemälde im Museum klatschen kann. So geschehen letzte Woche in besagtem Potsdam. Ein Werk von Monet war das Ziel, es hängt im Barberini-Museum. Kurz vorher mussten schon die „Sonnen­blumen“ von Vincent Van Gogh in London dran glauben. Sie wurden mit Tomatensuppe übergossen. Das neueste Opfer ist der amtierende König Charles III. Oder besser gesagt sein Double im Wachsfigurenkabinett von Madame Tussaud. Ihm wurde ein Schokoladenkuchen ins Gesicht geschmiert. Die Botschaft der Aktivisten ist immer dieselbe: „Ich habe Angst, dass es in der Klima­katastrophe keinen Raum mehr gibt für Kunst und Kultur.“ Mit Charles haben sie allerdings den Falschen getroffen. Er war es nämlich, der vor einem Jahr an der Klima­konferenz in Glasgow zu einem radikalen Kampf gegen den Klimawandel aufgerufen hat.

Auch wenn sich mir nicht erschliesst, wie man Lebensmittel verschwenden kann, um das Klima zu retten, oder wie man Sympathie für die Natur wecken kann, indem man ahnungslosen Autofahrern die Luft aus den Reifen lässt, – eines muss man den Aktivisten lassen: Sie haben es geschafft, dass trotz Pandemie, Krieg und Energiekrise auch wieder übers Klima gesprochen wird. Allerdings frage ich mich, ob wir Christen die Bewahrung der Schöpfung wirklich radikalen Populisten überlassen wollen, denen offenbar jedes Mittel recht ist, ihr Anliegen durchzusetzen. In den letzten Jahren gibt es zwar hoffnungsvolle Zeichen, die darauf hindeuten, dass grüne Themen auch in Kirchen und Gemeinden angekommen sind. Dennoch gibt es Nachholbedarf. Bei allem Bewusstsein, dass die Kirche den primären Auftrag hat, Menschen in eine Beziehung mit Jesus Christus zu führen, so klar muss uns sein, dass wir auch eine ökologische Verantwortung für unser Handeln tragen. „Macht euch die Erde untertan“, sagt Gott in Exodus 1. Von Ausbeutung hat er nichts gesagt. 

Daniel Rehfeld, Chefredaktor

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