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Gesellschaft

Im Schulhaus beten?

29.06.2022

Gebet als Ressource oder als Missionsakt? Foto: Pixabay
Gebet als Ressource oder als Missionsakt? Foto: Pixabay

Safenwil (IDEA/dg) - Ein regelmässiges, bewilligtes Lehrergebet in einem Schulhaus in Safenwil AG hat Aufsehen in der NZZ am Sonntag und anschliessend in weiteren Medien erregt. Im Fokus des NZZ-Autors Michael Meier stand die Lehrerin Tabea Sieber, die mit ihrem Mann Johannes in der missionarischen Bewegung Open House for Cities engagiert ist. Andere Lehrpersonen betrachteten dieses Lehrergebet als einen Versuch der Missionierung und wollten die Bewilligung zu Fall bringen. Der Schulleiter Matthias Bär – dem ein freikirchlicher Hintergrund und damit Voreingenommenheit vorgehalten wurde – lud schliesslich auf den 24. Juni zu einem Mediations­treffen ein.

Fragen an den Regierungsrat

Laut dem Aargauer Schulgesetz soll die Jugend unter anderem „zur Ehrfurcht vor dem Göttlichen“ erzogen werden. Damit ist aber auf kantonaler Ebene noch nicht das letzte Wort gesprochen. Die SP-Grossrätin Lelia Hunziker ruft jetzt mit einer Interpellation die Aargauer Regierung auf den Plan. Sie will unter anderem wissen, wie der Regierungsrat sich zur Trennung von Kirche und Staat stellt, wie er religiöse Aktivitäten von Lehrpersonen und die Präsenz und Aktivitäten von religiösen Gruppierungen an Aargauer Schulen einschätzt. Die Interpellation wurde von Vertretern der GLP, Grünen, SVP wie auch von Die Mitte mitunterzeichnet.

Auf lokaler Ebene wurde laut der NZZ am Sonntag von den zahlreichen am Mediationstreffen teilnehmenden Lehrerinnen beschlossen, dem Schulfrieden zuliebe das Lehrergebet vorerst nicht mehr durchzuführen.

Eine Kultur des Dialogs

Rico Bossard, Leiter Fachkreis Pädagogik VBG, Schulleiter und selbst Lehrer an einer Dorfschule, betont gegenüber IDEA den Dialog unter Lehrpersonen. Was im Lehrplan von Schülern erwartet werde, sollte auch zur Kultur der für die Schüler verantwortlichen Personen gehören.

Konkret zitiert Bossard aus dem Lehrplan: „Sie begegnen religiösen Traditionen und Vorstellungen und lernen mit weltanschaulicher Vielfalt und kulturellem Erbe respektvoll und selbstbewusst umzugehen.“ Das Verständnis von Glauben und von Neutralität im Bildungswesen sei zu diskutieren. „Neutralität heisst darüber reden, nicht darüber schweigen“, ist Bossard überzeugt. Ein bewusstes Reflektieren dieser Themen stärke die Glaubens- und Gewissensfreiheit, ein für alle zentrales Grundrecht, unabhängig von ihrer religiösen Ausrichtung. „Alle Lehrpersonen haben einen Bildungs-, keinen Missionsauftrag“, hält er fest. Eine wichtige Kernkompetenz von Lehrpersonen sei es, ihr pädagogisches Handeln zu reflektieren und immer wieder die nötige professionelle Distanz zu bekommen. Ein Weg dazu ist aus Sicht von Bossard das Gebet. 

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