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EmK kritisiert Theologieprofessor Raedel

07.09.2021

Der Theologe Prof. Christoph Raedel. Foto: IDEA/ Wolfgang Köbke
Der Theologe Prof. Christoph Raedel. Foto: IDEA/ Wolfgang Köbke

Frankfurt am Main (IDEA) – Die Kirchenleitung der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main hat den Theologen Prof. Christoph Raedel wegen Aussagen zur Homosexualität kritisiert.

Hintergrund: Raedel, der an der Freien Theologischen Hochschule (FTH) Gießen lehrt und zur EmK gehört, war in der vergangenen Woche vom Landgericht Bremen als Gutachter bestellt worden. Er soll in dem Berufungsprozess gegen den Pastor der Bremer St.-Martini-Gemeinde, Olaf Latzel, dessen Aussagen theologisch bewerten. Das Amtsgericht Bremen hatte Latzel am 25. November 2020 wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 8.100 Euro (90 Tagessätze) verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, da Latzel und sein Anwalt Sascha Böttner (Hamburg) dagegen in Berufung gegangen sind.

Grund für die Verurteilung waren Aussagen des Geistlichen in einem „Eheseminar“ seiner Gemeinde, das als Audiodatei auf YouTube veröffentlicht wurde. Darin hatte er unter anderem Homosexualität als eine „Degenerationsform der Gesellschaft“ bezeichnet und gesagt: „Diese Homolobby, dieses Teuflische kommt immer stärker, immer massiver, drängt sich immer mehr hinein.“ Darüber hinaus sagte er: „Überall laufen diese Verbrecher rum vom Christopher Street Day.“ Später hatte Latzel sich dafür entschuldigt und die Aufzeichnung im Internet gelöscht.

EmK: Raedels Darstellung ist unvollständig

Raedel erklärte nach seiner Bestellung zum Gutachter gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd), er halte ausgelebte Homosexualität für Sünde. Weiter sagte er, die weltweite Evangelisch-methodistische Kirche könne praktizierte Homosexualität nicht gutheißen und betrachte sie als unvereinbar mit der christlichen Lehre. Die EmK in Deutschland bezeichnete Raedels Aussage in einer Pressemitteilung als „einseitig“. Er habe sie nicht als Vertreter der Kirche, sondern als Privatperson abgegeben. Seine Darstellung sei „hinsichtlich der Gesamtbewertung der Fragen und Auseinandersetzung zum Thema Homosexualität innerhalb der EmK unvollständig“.

So habe er den wichtigen Hinweis unterlassen, dass die EmK dazu aufgerufen habe, homosexuelle Kirchenmitglieder nicht abzulehnen. Außerdem habe er nicht darauf hingewiesen, „dass die weltweite EmK seit rund fünf Jahrzehnten in dieser Frage zwar eine (relative) Mehrheit der traditionellen Sicht hat, aber genauso lange schon erbittert darüber ringt“. Raedel erklärte auf Nachfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA, er wolle sich in dem laufenden Verfahren nicht mehr öffentlich äußern.

Kontroverse um die Beurteilung der Homosexualität

Der Streit um Homosexualität in der EmK hatte im Februar 2019 einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Die Delegierten der weltweiten Generalkonferenz beschlossen mit knapper Mehrheit, die Ordination praktizierender Homosexueller und die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften weiterhin zu verbieten sowie weitere, verschärfende Sanktionen einzuführen. Die deutsche EmK entschied daraufhin, den Beschluss nicht umzusetzen.

In Deutschland fand ein Runder Tisch einen Kompromiss, wonach sich die Kirche angesichts der Kontroverse um die Beurteilung der Homosexualität nicht spalten wird. Im Februar wurde innerhalb der EmK ein Gemeinschaftsbund gegründet. Er will nach eigenen Angaben jenen Gemeindemitgliedern eine Heimat bieten, die im Verständnis von Sexualität und Ehe sowie anderen Fragen der Bibelauslegung eine konservative Position vertreten.

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